Politik

Teil von Putins Schattenflotte? Störung an Unterseekabel - Finnen entern Öltanker

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Finnische Behördenvertreter präsentierten auf einer Pressekonferenz in Helsinki ihre Ermittlungsergebnisse zur Störung am Unterseekabel Estlink2.

Finnische Behördenvertreter präsentierten auf einer Pressekonferenz in Helsinki ihre Ermittlungsergebnisse zur Störung am Unterseekabel Estlink2.

(Foto: picture alliance/dpa/Lehtikuva)

Eine Störung legt das Unterseekabel Estlink 2 in der Ostsee lahm. Nach dem Vorfall bringen finnische Ermittler einen verdächtigen Öltanker unter ihre Kontrolle. Das Schiff könnte Bestandteil von Russlands Schattenflotte sein, heißt es.

Nach dem Ausfall eines Unterseestromkabels nach Estland haben die finnischen Behörden einen aus Russland kommenden Öltanker in der Ostsee unter ihre Kontrolle gebracht. Das auf der Cook-Insel registrierte Schiff "Eagle S" wurde im Laufe des Tages von der finnischen Küstenwache geentert, wie ein Vertreter der Küstenwache auf einer Pressekonferenz sagte. Diese habe das Kommando übernommen und das Schiff in finnische Gewässer gesteuert. "Wir ermitteln wegen schwerer Sabotage", sagte Robin Lardot, der die behördenübergreifende Untersuchung leitet. "Nach unseren Erkenntnissen hat ein Anker des Schiffes den Schaden verursacht."

Der finnische Zoll teilte mit, dass er die Ladung des Schiffes beschlagnahmt habe. Man gehe davon aus, dass die "Eagle S" zu Russlands sogenannter Schattenflotte alternder Tanker gehöre. Diese versuchen, die Sanktionen gegen den Verkauf von russischem Öl zu umgehen.

Der Ausfall eines Untersee-Stromkabels und dreier Internetleitungen zwischen Finnland und Estland beschäftigt auch die Politik in beiden Staaten. Beide Regierungen wollen noch heute außerordentliche Sitzungen abhalten, hieß es in getrennten Erklärungen. Man wolle sich ein Bild von der Lage machen. Der estnische Ministerpräsident Kristen Michal steht in engem Kontakt mit Kollegen im nordischen und baltischen Raum, wie er auf X schrieb.

In den Ostsee-Anrainerstaaten herrscht höchste Alarmbereitschaft wegen möglicher Sabotageakte, nachdem es seit 2022 mehrfach zu Ausfällen von Stromkabeln, Telekommunikationsverbindungen und Gaspipelines gekommen ist. Viele Experten halten Russland für einen möglichen Drahtzieher.

Reparatur wird Monate dauern

Der jüngste Vorfall ereignete sich am Mittwochmittag und führte zum Ausfall der 658 Megawatt starken Stromverbindung Estlink 2. Zwischen den beiden Ländern ist damit nur noch das 358 Megawatt starke Estlink 1-Netz in Betrieb, wie der Betreiber Fingrid mitteilte. Die Reparatur der 170 Kilometer langen Verbindungsleitung Estlink 2 werde Monate dauern. Der Ausfall könne im Winter zu einer angespannten Stromversorgungslage führen, betonte Fingrid.

Die schwedische Polizei untersucht derzeit zwei durchtrennte Telekommunikationskabel in der Ostsee. 2022 wurden drei der vier Nord-Stream-Pipelines, die russisches Erdgas nach Deutschland liefern, durch Explosionen in rund 80 Metern Tiefe zerstört. Ermittlungen zufolge handelte es sich um Sabotage. Nachdem anfangs Russland als Urheber im Verdacht gestanden hatte, deuteten später aber viele Spuren in die Ukraine.

Bei Seekabeln können auch Schiffsanker Schaden anrichten. Vorsatz ist in solchen Fällen schwer nachweisbar. Die finnische Polizei befasst sich derzeit auch mit der Beschädigung der Ostsee-Gaspipeline "Balticconnector" zwischen Finnland und Estland sowie mehrerer Telekommunikationskabel. In diesen Fällen geht die Polizei davon aus, dass ein Schiff mit seinem Anker die Schäden verursacht haben könnte.

Quelle: ntv.de, jpe/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen