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Champagner auf den "Winzling" Stormy Daniels feiert Anklage gegen Trump

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Stephanie Clifford alias Stormy Daniels im Jahr 2018.

Stephanie Clifford alias Stormy Daniels im Jahr 2018.

(Foto: imago/UPI Photo)

Im Jahr der US-Präsidentschaftswahl 2016 fließen 130.000 Dollar von Donald Trump an die Pornodarstellerin Stormy Daniels. Nach Bekanntwerden der Zahlung versteckt sich die heute 44-Jährige nicht, schreibt Memoiren, geht in Talkshows. "Ich bin kein Opfer", sagt sie.

Ein Pornostar geht in die Geschichtsbücher ein. Donald Trump sieht sich als erster Ex-Präsident der USA mit einer Anklage konfrontiert - und diese Schmach hat ihren Ursprung in einem Sexabenteuer, das er vor mehr als anderthalb Jahrzehnten mit Stormy Daniels gehabt haben soll. Konkret geht es in dem Verfahren um ein Schweigegeld, das die vormalige Pornodarstellerin mit dem bürgerlichen Namen Stephanie Clifford kurz vor der Wahl 2016 erhielt.

Es liegt eine Ironie darin, dass unter den diversen juristischen Untersuchungen gegen Trump es nicht etwa jene zum Sturm auf das Kapitol, zu den bei ihm gehorteten Geheimdokumenten, zu möglichen Versuchen der Wahlmanipulation oder zu den Geschäftspraktiken seiner Familienholding ist, die ihm jetzt die erste Anklage einbringt - sondern die dagegen fast wie eine Bagatelle erscheinenden 130.000 Dollar, die einst an Stormy Daniels flossen.

Die Justiz spürt bereits seit Jahren den Umständen dieser Schweigegeldzahlung nach. Die war an sich zwar nicht illegal, soll aber mit der Fälschung von Geschäftsdokumenten verbunden und könnte eine verdeckte Wahlkampffinanzierung gewesen sein. Die Anklageerhebung gegen Trump begoss Stormy Daniels laut eigener Schilderung mit Champagner. Für die 44-Jährige ist die Auseinandersetzung mit Trump ein Geschäft: Es gebe nun eine Welle der Nachfrage nach ihren Merchandise-Artikeln, schrieb sie.

Als Kind missbraucht

Stormy Daniels hat sich in den vergangenen Jahren als öffentliche Widersacherin Trumps hervorgetan. Dabei stellt die vormalige Stripperin und Pornodarstellerin eine Scharfzüngigkeit unter Beweis, mit der sie Trump kaum nachsteht. Einer ihrer Spottnamen für den Ex-Präsidenten lautet "Winzling" - eine unmissverständliche Anspielung auf die von ihr angeblich erlangten intimen Einblicke in Trumps Anatomie.

Stormy Daniels hat eine Tochter und ist seit vergangenem Jahr in vierter Ehe mit dem Pornodarsteller Barrett Blade verheiratet. Sie wurde in Baton Rouge im Südstaat Louisiana geboren und nach der Scheidung der Eltern von ihrer Mutter großgezogen. In ihren Memoiren aus dem Jahr 2018 berichtet sie, dass sie von ihrer Familie vernachlässigt und im Alter von neun Jahren von einem älteren Mann sexuell missbraucht worden sei.

Um später über die Runden zu kommen, trat sie zunächst als Stripperin auf und wechselte dann in die Pornobranche. Nicht nur als Darstellerin, sondern auch als Regisseurin und Drehbuchautorin wurde sie zu einer bekannten Figur in der Pornoszene und gewann eine Reihe von Preisen.

In ihren Memoiren beschreibt sie auch ihr Zusammentreffen mit Trump in allen Details. Dem 33 Jahre älteren Trump begegnete Stormy Daniels laut eigener Schilderung im Sommer 2006 während eines Golfturniers in einem Luxusresort am Lake Tahoe an der Grenze zwischen den Bundesstaaten Kalifornien und Nevada. Zu dieser Zeit hatte Trump mit seiner dritten Ehefrau Melania gerade den Sohn Barron bekommen.

Er lud Stormy Daniels nach deren Schilderung in seine Suite ein, wo er sie im Schlafanzug empfing. Dann sei es "zum vielleicht am wenigsten beeindruckenden Sex gekommen, den ich je hatte", beschreibt sie die Begegnung. Trump bestreitet allerdings, Geschlechtsverkehr mit ihr gehabt zu haben.

"Ich bin kein Opfer"

Stormy Daniels macht keinen Hehl daraus, dass sie sich von Trump eine Beförderung ihrer Karriere erhoffte. "Ich bin kein Opfer", sagte sie in einem Fernsehinterview. Trump habe ihr einen Auftritt in seiner Reality-Show "The Apprentice" in Aussicht gestellt, zu dem es allerdings nie kam.

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Vor der Präsidentschaftswahl 2016 erhielt sie schließlich von Trumps damaligem Anwalt Michael Cohen die 130.000 Dollar, damit sie die angebliche Sex-Eskapade nicht ausplauderte. Stormy Daniels berichtete später, sie sei unter massivem Druck zum Stillhalten gezwungen worden, sogar Gewalt sei ihr angedroht worden.

Die Schweigevereinbarung kam 2018 ans Licht, als Trump im Weißen Haus amtierte. Seither liefert sich Stormy Daniels mit Trump eine harte juristische und verbale Auseinandersetzung. Dabei musste sie viel Häme von Trump und dessen Anhängerschaft über sich ergehen lassen. Durch die Auseinandersetzung ist sie allerdings salonfähig geworden. So trat sie etwa in der populären Comedy-Show "Saturday Night Live" in einem Sketch auf. Sie spielte sich selbst.

Quelle: ntv.de, rpe/AFP

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