Politik

Dschihadisten in Nordsyrien Syrische Kurden setzen wohl IS-Kampf aus

SDF-Flaggen über einem Grenzposten an der syrisch-irakischen Grenze: Hier sollen die kurdischen Milizen und ihre Verbündeten eigentlich fliehende IS-Kämpfer abfangen.

SDF-Flaggen über einem Grenzposten an der syrisch-irakischen Grenze: Hier sollen die kurdischen Milizen und ihre Verbündeten eigentlich fliehende IS-Kämpfer abfangen.

(Foto: AP)

Wegen der türkischen Offensive in Nordsyrien sollen die kurdischen Milizen und ihre Verbündeten ihren Kampf gegen den IS in Nordsyrien eingefroren haben. Zeitgleich warnt der UN-Sicherheitsrat vor einer Ausbreitung der Dschihadisten.

Angesichts der türkischen Offensive in Nordsyrien haben die kurdischen Milizen und ihre Verbündeten ihre Kampfeinsätze gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) offenbar vollständig ausgesetzt. "Wir haben all unsere Aktivitäten gegen den IS eingefroren", sagte Maslum Abdi, Chef des Rebellenbündnisses SDF, in dem sich kurdische Kämpfer mit arabischen Milizen zusammengeschlossen haben, dem kurdischen Fernsehsender Ronahi.

Der UN-Sicherheitsrat hatte zuvor außerdem angesichts der Situation in Nordsyrien vor der "Ausbreitung" dschihadistischer Gefangener in der Region gewarnt. Wie es in einer am Mittwoch veröffentlichten Erklärung hieß, äußerten die Mitglieder des Sicherheitsrats "große Besorgnis über das Risiko der Ausbreitung von Terroristen", unter ihnen Kämpfer der IS-Dschihadistenmiliz. Ein Ende des türkischen Militäreinsatzes forderte das UN-Gremium jedoch nicht.

International besteht die Befürchtung, dass die türkische Intervention den Kampf gegen die IS-Miliz schwächt und den tausenden IS-Kämpfern und ihren Angehörigen in kurdischer Haft die Möglichkeit zur Flucht gibt. Bereits in den vergangenen Tagen gab es Berichte über geflohene Gefangene, die der Dschihadistenmiliz nahestehen.

Alle 15 Mitglieder des Sicherheitsrats, darunter auch Russland, einer der Hauptakteure in dem Konflikt, äußerten sich "sehr besorgt über eine weitere Verschlechterung der humanitären Lage" in Nordsyrien. Alle seien sich außerdem einig über die Gefahr einer Neugruppierung des IS, sagte ein Diplomat nach dem Treffen.

Syrische Armee und russische Truppen in Kobane

In einer eigenen Erklärung der fünf europäischen Mitglieder des Sicherheitsrates wurde die Notwendigkeit der Sicherung von Gefangenenlagern betont, in denen dschihadistische Kämpfer festgehalten werden. Dies sei "zwingend notwendig, um sie daran zu hindern, sich Terrorgruppen anzuschließen".

Unterdessen trafen Streitkräfte der syrischen Armee und russische Truppen in der strategisch wichtigen Grenzstadt Kobane ein, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Die syrischen Kurden hatten nach dem Beginn der türkischen Militäroffensive keinen anderen Ausweg gesehen, als Syriens Machthaber Baschar al-Assad zu Hilfe zu rufen und eine Vereinbarung mit den beiden Konfliktparteien zu schließen.

Kobane ist eine symbolträchtige Stadt für die syrischen Kurden, deren Streitkräfte die Stadt 2015 in einem erbitterten Kampf gegen die IS-Miliz mit Unterstützung von US-Truppen zurückerobert hatten. Seitdem steht Kobane unter der Kontrolle der kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG), die die Türkei wiederum wegen ihrer Nähe zur PKK als "Terrororganisation" einstuft. Die USA hatten vergangene Woche mit dem Abzug ihrer Truppen den Weg für die türkische Offensive freigemacht.

Quelle: ntv.de, agr/AFP/dpa

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