Politik

Annäherung nach Eskalation Syrische und israelische Vertreter sprechen in Paris

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Israel sieht sich als Schutzmacht der drusischen Minderheit nicht nur im eigenen Land und auf dem besetzten Golan, sondern auch in den angrenzenden Gebieten Syriens.

Israel sieht sich als Schutzmacht der drusischen Minderheit nicht nur im eigenen Land und auf dem besetzten Golan, sondern auch in den angrenzenden Gebieten Syriens.

(Foto: picture alliance / Anadolu)

Offiziell sind Syrien und Israel nach wie vor im Kriegszustand. Vergangene Woche bombardiert Israels Militär Damaskus und greift in die Kämpfe im Süden zwischen Drusen und Beduinen ein. Nun treffen sich hochrangige Vertreter der beiden Nachbarländer zu direkten Gesprächen.

Vor dem Hintergrund der jüngsten Spannungen zwischen Syrien und Israel haben sich hochrangige Vertreter beider Länder nach Angaben aus syrischen Diplomatenkreisen diese Woche erneut zu Gesprächen getroffen. Bei dem jüngsten Treffen in Paris seien "eine Delegation des Außenministeriums und des allgemeinen Nachrichtendienstes mit der israelischen Seite" zusammengekommen, berichtete das syrische Staatsfernsehen am Samstag unter Berufung auf syrische Diplomatenkreise. Dabei seien "die jüngsten Sicherheitsentwicklungen und Versuche zur Eindämmung der Eskalation im Süden Syriens" besprochen worden.

Am Donnerstag hatte der US-Gesandte für Syrien, Tom Barrack, erklärt, er habe sich in Paris mit israelischen und syrischen Vertretern getroffen. Weitere Einzelheiten nannte er zunächst nicht. Wie die Nachrichtenagentur AFP aus Diplomatenkreisen erfuhr, wollte Barrack den Dialog zwischen dem syrischen Außenminister Assaad al-Schaibani und dem israelischen Minister für strategische Angelegenheiten, Ron Dermer, erleichtern.

Bereits zuvor hatten sich syrische und israelische Vertreter nach Angaben aus Diplomatenkreisen in Baku getroffen. Das persönliche Treffen fand demnach am Rande des Besuches des syrischen Übergangspräsidenten Ahmed al-Scharaa in Baku statt.

Israel greift aufseiten der Drusen ein

Syrien und Israel befinden sich seit 1948 offiziell im Kriegszustand. Das Treffen zwischen je einem Vertreter Israels und Syriens am 12. Juli in Aserbaidschans Hauptstadt galt daher als ein bedeutender Schritt.

Israel hatte sich zuletzt in den gewaltsamen Konflikt zwischen verschiedenen Minderheiten in der südsyrischen Region Suwaida eingeschaltet. Bei Zusammenstößen zwischen drusischen Kämpfern, sunnitischen Beduinenstämmen und Regierungstruppen waren mehr als 1000 Menschen getötet worden, die meisten von ihnen nach Angaben von Aktivisten Angehörige der religiösen Minderheit der Drusen. In der vergangenen Woche griff die israelische Armee Ziele sowohl in der Region Suwaida als auch in der Hauptstadt Damaskus an. Israel sieht sich als Schutzmacht der Drusen, die in Suwaida mehrheitlich leben. Syriens Regierung fürchtet, dass Israel mit seinem mitlitärischen Vorgehen aktiv die Spaltung des Landes vorantreibt.

Nach dem Sturz des langjährigen syrischen Machthabers Baschar al-Assad im Dezember hatte Israel hunderte Luftangriffe in Syrien ausgeführt und Truppen in die Pufferzone auf den Golanhöhen und in den Südwesten Syriens entsandt. Damit soll nach israelischen Angaben verhindert werden, dass die islamistische Übergangsregierung in den Besitz der wichtigsten militärischen Mittel Assads kommt. Die Übergangsregierung von Präsident al-Scharaa nahm bisher von Gegenangriffen Abstand. Die USA treten als Vermittler zwischen beiden Ländern auf.

Quelle: ntv.de, mbo/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen