Schwere Kämpfe entlang Ostfront Syrskyj wirft Kommandeuren Fehleinschätzungen vor
29.02.2024, 14:07 Uhr Artikel anhören
Olexander Syrskyj (r.) ist neuer ukrainischer Oberbefehlshaber, hier mit dem Verteidigungsminister Rustem Umjerow (l.).
(Foto: picture alliance/dpa/Ukrainisches Verteidigungsministerium)
Die Lage um Awdijiwka bleibt für die ukrainischen Streitkräfte angespannt. An mehreren Frontabschnitten versuchen die Russen demnach durchzubrechen. Oberbefehlshaber Syrskyj sorgt für mehr Munition, um "die Situation vor Ort zu verbessern" - übt aber auch Kritik.
Knapp zwei Wochen nach der russischen Eroberung des ostukrainischen Awdijiwka hat die ukrainische Armee Probleme, die Frontlinie westlich der Ruinenstadt zu stabilisieren. Harte Kämpfe fänden an dem Frontabschnitt entlang der Linie der Dörfer Tonenke, Orliwka, Semeniwka und Berdytschi statt, teilte der ukrainische Oberbefehlshaber, Olexander Syrskyj, bei Telegram mit. Der Generaloberst war extra an den Abschnitt im Donezker Gebiet gereist, um sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen. Er warf mehreren Kommandeuren Fehleinschätzungen vor. Dadurch seien die ukrainischen Einheiten in Bedrängnis geraten.
Aus Orliwka konnten Syrskyj zufolge russische Einheiten wieder verdrängt werden. Zudem seien neue Reserven und zusätzliche Munition zugeteilt worden, um "die Situation vor Ort zu verbessern". Die Lage an der Ostfront bleibe aber schwierig. Tags zuvor hatten russische Sturmtruppen versucht, die ukrainischen Verteidigungslinien zu durchbrechen und die Siedlungen Tonenke, Orliwka, Semeniwka, Berdytschi und Krasnohoriwka einzunehmen. "Der Feind setzt seine Offensivaktionen in vielen Bereichen der Frontlinie fort. Besonders angespannt ist die Lage in den Sektoren Awdijiwka und Saporischschja", so Syrskyj.
Kiew: Erneut Kampfflugzeuge abgeschossen
Der ukrainische Generalstab bestätigte vorherige Berichte russischer Militärblogger über einen weiteren Schlag auf eine russische Einheit mittels Raketenwerfersystemen. Demnach sind bei Oleniwka im Donezker Gebiet 19 russische Soldaten getötet und zwölf verletzt worden. Zudem hat die ukrainische Luftwaffe nach eigenen Angaben zwei weitere russische Kampfflugzeuge des Typs Suchoi Su-34 abgeschossen. Damit wären seit dem Fall von Awdijiwka bereits ein Dutzend Flugzeuge, darunter ein Aufklärungsflugzeug der russischen Armee abgeschossen worden. Unabhängige Bestätigungen für alle Abschüsse lagen nicht vor. Die russische Luftwaffe hat jedoch entlang der Frontlinie zuletzt verstärkt Gleitbomben eingesetzt, die von Flugzeugen abgeworfen werden.
Kiew musste darüber hinaus einen weiteren militärischen Rückschlag konstatieren. Die ukrainischen Sondereinsatzkräfte bestätigten, dass sie an einem ungenannten Einsatzort schwere Verluste erlitten haben. Es sei dabei um die Deckung eines Rückzugs bei einem Spezialeinsatz gegangen. Russischen Berichten zufolge ist ein ukrainischer Landungsversuch mit fünf Motorbooten bei der Tendra-Landzunge im südukrainischen Gebiet Cherson gescheitert. Die Ukraine wehrt seit über zwei Jahren mit massiver westlicher Unterstützung eine russische Invasion ab. Einschließlich der bereits 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim kontrolliert Moskau knapp ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebiets.
Quelle: ntv.de, vmi/AFP