Politik

"Aktenzeichen XY" hilft Polizei TV-Zuschauer liefern Hinweise im Fall Lübcke

Die Sonderkommission wurde mittlerweile von 20 auf 50 Beamte verstärkt.

Die Sonderkommission wurde mittlerweile von 20 auf 50 Beamte verstärkt.

(Foto: Uwe Zucchi/dpa)

Die Soko in Kassel rätselt: Wer hat den CDU-Politiker Walter Lübcke auf seiner Terrasse erschossen? Die Ermittler suchen nach Zeugen - auch über die Sendung "Aktenzeichen XY". Tatsächlich erhält die Polizei noch am selben Abend Anrufe sowie Fotos und Videos von der Kirmes in der Nähe des Tatorts.

Die Polizei in Kassel hat nach der Ausstrahlung eines Zeugenaufrufs in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" von Zuschauern erste Hinweise im Fall des Tötungsdelikts an Walter Lübcke bekommen. "Die ganz heiße Spur ist allerdings noch nicht dabei", sagte ein Sprecher der ermittelnden Sonderkommission.

Am Mittwochabend wurden in der Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" Zuschauer aufgerufen, Bilder und Videos von einer Kirmes, die zum Tatzeitpunkt ganz in der Nähe des Wohnhauses von Lübcke stattfand, an die Polizei zu schicken. Ebenso wurden Zeugen, die um das Wohnhaus Lübckes Verdächtiges bemerkt haben könnten, aufgerufen, sich bei der Polizei zu melden.

Der Soko-Sprecher sagte, dass über das Hinweis-Telefon am Mittwochabend "ein paar wenige Anrufe eingegangen" seien. Die Ermittler hätten sich mehr davon versprochen. Außerdem seien aber auch während und nach der Sendung "einige Fotos und Videos" von Besuchern der Kirmes per Mail zugesandt worden. Die Dateien müssten aber noch ausgewertet werden. "Bislang haben wir keine konkreten Erkenntnisse", sagte der Soko-Sprecher. Unterdessen wurde die Soko "Liemecke" von etwa 20 auf rund 50 Beamte verstärkt. Es sei üblich, dass solch eine Einheit im Laufe der Ermittlungen aufgestockt werde, sagte der Sprecher.

Ermittler suchen weiterhin Zeugen

Walter Lübcke, Präsident des Regierungspräsidiums Kassel, war in der Nacht zum Sonntag gegen 0.30 Uhr auf der Terrasse seines Wohnhauses im nordhessischen Wolfhagen-Istha im Kreis Kassel tot aufgefunden worden. Reanimationsversuche blieben ohne Erfolg. Nach den Ergebnissen der Obduktion wurde der CDU-Politiker "aus nächster Nähe" mit einer "Kurzwaffe" erschossen, sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft Kassel, Oberstaatsanwalt Horst Streiff, am Montag. Zum Zeitpunkt der Tat seien auch Angehörige in dem Haus gewesen. Die Ermittler suchen nun Zeugen, die im Ort Verdächtiges gesehen oder Knallgeräusche wie Schüsse gehört haben.

Als Regierungspräsident war Lübcke 2015 auch für die Einrichtung von Erstaufnahmelagern für Flüchtlinge zuständig. Auf Anfeindungen bei einer Bürgerversammlung sagte er einmal, es lohne sich, in Deutschland zu leben und für die hiesigen Werte einzutreten. "Wer diese Werte nicht vertritt, kann dieses Land jederzeit verlassen (...). Das ist die Freiheit eines jeden Deutschen."

In der Folge hatte der CDU-Politiker mehrere anonyme Morddrohungen erhalten. Ein Zusammenhang zu der Tat sei bislang aber nicht ersichtlich, sagte die Präsidentin des Hessischen Landeskriminalamts (LKA), Sabine Thurau, am Montag.

Hinweise, Videos und Fotos von der Kirmes nehmen die Ermittler unter wolfhagen@polizei-hinweise.de entgegen. Zeugen, die am Tatort Knall- oder Schussgeräusche gehört oder sonst etwas bemerkt haben, werden gebeten, sich unter der Telefonnummer 0561/9104444 zu melden.

Quelle: ntv.de, aeh/AFP/dpa

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