Politik

"Seebrücke statt Seehofer" Tausende demonstrieren für Seenotrettung

Zahlreiche Demonstranten hielten Schwimmwesten in die Höhe.

Zahlreiche Demonstranten hielten Schwimmwesten in die Höhe.

(Foto: imago/epd)

So viele Menschen wie lange nicht sollen in diesem Jahr bei der Flucht über das Mittelmeer ertrunken sein. Gleichzeitig stehen private Seenotretter unter verstärktem Druck. Tausende Menschen in ganz Deutschland demonstrieren nun für Rettungsaktionen.

Tausende Menschen haben in mehreren deutschen Städten für die private Seenotrettung von Flüchtlingen im Mittelmeer demonstriert. Den größten Protestzug gab es in Berlin. "Wir hatten 700 Teilnehmer angemeldet. Es sind aber deutlich mehr gekommen", sagte Timo Fischer von der Organisation "Seebrücke". Nach deren Angaben beteiligten sich an der Kundgebung 12.000 Menschen. In Hannover demonstrierten demnach 2000 Menschen, im Bremen rund 1000.

Die Proteste richteten sich gegen das harte Vorgehen von EU-Staaten gegen zivile Seenotretter. Mehrere Mittelmeer-Anrainer, darunter Italien, Spanien und Malta, hatten Rettungsschiffe zuletzt abgewiesen oder erst nach langen Auseinandersetzungen aufgenommen. Seit Jahresbeginn sollen bei der Flucht über das Mittelmeer so viele Menschen umgekommen sein wie seit Jahren nicht mehr. Laut UN-Angaben gelten mehr als 1400 Menschen als vermisst.

In Berlin zogen die Demonstranten vom Alexanderplatz zum Brandenburger Tor. Viele trugen orangefarbene Kleidung als Zeichen der Solidarität mit den Seenotrettern und deren Schwimmwesten. Auf Transparenten hieß es: "Stoppt das Sterben im Mittelmeer", "Stell dir vor, in den Booten säße deine Familie" oder "Seebrücke statt Seehofer". Es entstehe der Eindruck, die EU wolle "mit allen Mitteln" die Seenotrettung abschaffen, sagte Fischer. "Wir zeigen Flagge dagegen."

Proteste auch in Malta

In Ulm kamen nach Angaben der Organisatoren rund 100 Menschen zusammen, in Heidelberg nach Schätzungen der Polizei bis zu 300. In München wurden 150 Teilnehmer gezählt. Auch in Malta gab es Aktionen. Dort forderten Aktivisten die Regierung auf, Rettungsschiffe von Nichtregierungsorganisationen nicht länger am Auslaufen zu hindern.

Die internationale Bewegung "Seebrücke" entstand als Reaktion auf die Vorkommnisse um das Rettungsschiff "Lifeline". Es trieb im Juni tagelang mit über 200 aus Seenot geretteten Menschen im Mittelmeer, ohne eine Erlaubnis zum Anlegen zu bekommen.

Die "Seebrücke" wird nach eigenen Angaben von verschiedenen Bündnissen und Akteuren der Zivilgesellschaft getragen. Von der deutschen und der europäischen Politik fordert das Bündnis sichere Fluchtwege, eine Entkriminalisierung der Seenotrettung und eine menschenwürdige Aufnahme von Menschen, die fliehen mussten.

Quelle: ntv.de, mli/AFP/dpa

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