Jerusalem-Protest von Muslimen Tausende erheben sich gegen Trump
08.12.2017, 12:01 Uhr
Mit massiver Präsenz will die israelische Polizei gewaltsame Proteste in Jerusalem unterbinden. Doch Zusammenstöße bleiben nach den Freitagsgebeten nicht aus. Auch in anderen Metropolen der muslimischen Welt gerät der US-Präsident zum Feindbild.
In Israel hat es nach den muslimischen Freitagsgebeten zahlreiche Zusammenstöße zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften gegeben. Tausende Menschen demonstrierten in Jerusalem, im Westjordanland und im Gazastreifen gegen die US-Entscheidung, Jerusalem als israelische Hauptstadt anzuerkennen. "Heute, am 30. Jahrestag der ersten Intifada (Palästinenseraufstand), erhebt sich unser Volk in Ablehnung gegen die Erklärung von US-Präsident Donald Trump", sagte Achmad Bahar, ein führender Hamas-Vertreter, während der Gebete in Gaza.
Im Westjordanland verbrannten Palästinenser Reifen und warfen Steine und Flaschen auf israelische Soldaten. Auch in Bethlehem, Nablus, Hebron und Gaza im Gazastreifen kam es zu Ausschreitungen. Allein in der Nähe von Nablus gab es mindestens 40 Verletzte, unter anderem durch den Einsatz von Tränengas und Gummimantelgeschossen, wie der Rettungsdienst Roter Halbmond mitteilte.

Tausende Menschen, zwei Feindbilder: Der Protest richtet sich gegen US-Präsident Donald Trump und Israels Premier Benjamin Netanjahu.
(Foto: AP)
Berichten zufolge setzten die Sicherheitskräfte in Hebron auch scharfe Munition ein, um die Lage unter Kontrolle zu bekommen. Israelische Polizisten und Soldaten vertrieben Demonstranten am Damaskus-Tor, einem Zugang zur Jerusalemer Altstadt. Bei Konfrontationen waren bereits am Donnerstag nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums mindestens 80 Palästinenser verletzt worden.
Aufruf zu dritter Intifada
Aus Protest gegen die Anerkennung Jerusalems als Israels Hauptstadt durch die USA hatte die radikal-islamische Hamas zu einem neuen Palästinenseraufstand - der dritten Intifada - aufgerufen. Bei den beiden früheren Aufständen ab 1987 und 2000 gab es zahlreiche Tote. Bei Konfrontationen in Ramallah, Hebron, Bethlehem und am Rande des Gazastreifens wurden am Donnerstag nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums mindestens 80 Palästinenser verletzt.
Der Tempelberg (Al-Haram Al-Scharif: Das edle Heiligtum) mit der Klagemauer sowie der Al-Aksa-Moschee und dem Felsendom in der Jerusalemer Altstadt ist Juden wie Muslimen heilig. Im Sommer hatte Israel nach einem Anschlag zeitweise neue Sicherheitskontrollen für muslimische Gläubige am Tempelberg eingeführt. Aufgrund der angespannten Lage durften auch mehrfach nur Männer über 50 und Frauen die heilige Stätte betreten.
Proteste dominieren muslimische Welt
Auch fernab von Israel protestierten Muslime gegen die Entscheidung von Donald Trump. In Istanbul zogen tausende Türken durch das konservative Viertel Fatih. Sie hielten Plakate mit der Aufschrift "Jerusalem ist unsere Ehre" und "Nieder mit Amerika, nieder mit Israel" hoch. Viele schwenkten palästinensische Flaggen, während sie Slogans gegen Israel und die USA riefen.
Ähnlich stellte sich die Lage in Teheran dar. Hunderte Iraner riefen "Nieder mit Amerika", "Nieder mit Israel" und "Befreiung Jerusalems steht bevor". Außerdem verbrannten die Demonstranten Flaggen der USA, Israels sowie Bilder des US-Präsidenten. Zu der Protestdemonstration hatte die iranische Behörde für islamische Propaganda aufgerufen.
Unterstützung für die Palästinenser gab es zudem aus Malaysia und Indonesien. Tausende Menschen gingen in den mehrheitlich muslimischen Ländern auf die Straße. Als Reaktion verschärften die Behörden die Sicherheitsvorkehrungen vor den diplomatischen Vertretungen der USA in Kuala Lumpur, Jakarta und sowie der zweitgrößten indonesischen Stadt Surabaya. Die USA riefen ihre Bürger auf, die Demonstrationen zu meiden.
Macron bittet um Besonnenheit
Angesichts der Spannungen mahnte auch der französische Präsident Emmanuel Macron zur Besonnenheit. Er appellierte an alle Verantwortlichen, "Ruhe und Verantwortungsbewusstsein" zu zeigen. Macron äußerte sich bei einem Treffen mit US-Außenminister Rex Tillerson und dem libanesischen Ministerpräsidenten Saad Hariri, das der Stabilisierung des Libanon dienen soll.
Der libanesische Premier übte seinerseits scharfe Kritik an der Anerkennung von Jerusalem als israelische Hauptstadt durch US-Präsident Trump. Der Schritt bedrohe die "Stabilität der Region".
Quelle: ntv.de, chr/dpa/AFP/rts