Wegen Lesung bei Marburg Tausende protestieren gegen Rechtsextremist Sellner
29.07.2024, 22:08 Uhr Artikel anhören
Auch die Stadt Marburg selbst hatte zum Protest gegen Sellner aufgerufen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der österreichische Rechtsextremist Martin Sellner liest in der Nähe von Marburg aus seinem Buch "Remigration". Dagegen regt sich Protest: Tausende Menschen gehen an mehreren Orten der Stadt auf die Straße. Laut Polizei werden auch Rauchbomben gezündet.
Mehrere Tausend Menschen sind in Marburg gegen eine Lesung des Rechtsextremisten Martin Sellner auf die Straße gegangen. Zu einer Kundgebung am Montagabend, zu der die Stadt und das Netzwerk für Demokratie und gegen Rechtsextremismus aufgerufen hatten, kamen nach Angaben der Polizei rund 2500 Menschen. Eine Stadtsprecherin sprach von mehr als 3000 Menschen. Zu einem Demonstrationszug vom Marktplatz in die Oberstadt zuvor kamen der Polizei zufolge knapp 1000 Personen, eine dritte geplante Demo sei kurzfristig abgesagt worden.
Sellner wollte nach Angaben der Stadt am Montagabend "an einem bislang nicht bekannten Ort" aus seinem Buch "Remigration" lesen. Die Veranstaltung sollte in Privaträumen geplant sein, auch der Zeitpunkt war der Stadt nicht bekannt. Die Polizei teilte am späten Abend mit, die Lesung habe in Gladenbach stattgefunden. Dies ist etwa 20 Kilometer von Marburg entfernt. Erkenntnissen der Polizei zufolge kamen etwa 50 Menschen zu der Lesung.
Im Bereich eines Baumarktes in Marburg habe es vereinzelte Straßenblockaden einer Gruppe von etwa 150 Personen gegeben. Vereinzelt wurden Rauchtöpfe gezündet, so die Polizei weiter. Die Einsatzkräfte hätten teilweise Personen von der Straße gehoben.
Marburgs Oberbürgermeister Thomas Spies hatte vor der Veranstaltung geschrieben: "Wir missbilligen deutlich und mit allem Nachdruck, dass Martin Sellner in Marburg Thesen zur Vertreibung eines Teils unserer Einwohner*innen propagieren will." Die Stadt erachte Sellners "menschenfeindliche Thesen" als eine Gefahr für das Gemeinwesen sowie für die Demokratie und Verfassung.
Sellner war der Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich. Im November 2023 hatte er bei einem Treffen in einer Potsdamer Villa über "Remigration" gesprochen. Das Medienunternehmen "Correctiv" hatte das Treffen öffentlich gemacht. Wenn Rechtsextremisten den Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll - auch unter Zwang.
Quelle: ntv.de, lme/mdi/dpa