Politik

Gewaltsamer Sturm auf US-Kapitol Telefone belasten Trumps Familie und Umfeld

Trump-Anhänger dringen am 6. Januar ins Kapitol ein.

Trump-Anhänger dringen am 6. Januar ins Kapitol ein.

(Foto: imago images/Pacific Press Agency)

Am 6. Januar dringen Demonstranten gewaltsam in den US-Kongress ein. Gibt es jemanden in der Politik, der die Fäden zog, womöglich sogar Trump selbst? Mehreren Informanten zufolge gibt es einen direkten Draht zu Trumps Sohn Eric und dem Stabschef des Weißen Hauses.

Trumps Umfeld und Familie hatten offenbar Kontakt zu den Organisatoren der "Save America"-Veranstaltung am 6. Januar in Washington D.C., aus der danach der Sturm aufs US-Kapitol hervorging. Für die Kommunikation sollen eigens sogenannte Burner Phones angeschafft worden sein, also Prepaid-Handys, die nicht nachverfolgbar sind und deshalb vor allem von Kriminellen gerne vorübergehend genutzt werden, um anonym zu bleiben. Dies berichtet das Magazin "Rolling Stone" unter Berufung auf mehrere Informanten.

Als am 6. Januar der Kongress die Stimmen der Wahlleute offiziell auszählte, stürmten Anhänger von Präsident Donald Trump das Gebäude. Menschen starben, Politiker flohen, und der noch amtierende Staatschef Trump weigerte sich zunächst, die Menschen zur Räson zu rufen. Dessen Amtsenthebung wegen "Anstiftung zum Aufstand" lehnte der Senat danach mit republikanischer Sperrminorität ab.

Donald Trump hatte vor dem Sturm aufs Kapitol eine Rede vor seinen Anhängern gehalten.

Donald Trump hatte vor dem Sturm aufs Kapitol eine Rede vor seinen Anhängern gehalten.

(Foto: AP)

Der Medienbericht ist bislang die potenziell belastendste Veröffentlichung über eine mögliche Absprache zwischen Trumps direktem Umfeld und Angreifern auf das Kongressgebäude. Kylie Kremer, Chefin von March for Trump, hatte demnach im Vorfeld der Veranstaltung einem Helfer gesagt, er solle drei solcher Mobiltelefone besorgen, wobei es "überaus wichtig" sei, dass die Handys mit Bargeld bezahlt würden. Eines benutzte danach sie selbst und das zweite ihre Mutter Amy Kremer, die ebenfalls zu den Organisatoren gehörte, sagte ein Mitglied von March for Trump.

March for Trump ist eine Veranstaltungsreihe, die von der Gruppe "Women for America First" organisiert worden war: Nach der Wahlniederlage gegen den Demokraten Joe Biden fuhr ein Bus durch 20 Städte des Landes, wiederholte Trumps Behauptungen der angeblich gestohlenen Wahl und beschimpfte den politischen Gegner. Der damals noch amtierende Präsident unterstützte die Tour öffentlich. Der Ton bei den Veranstaltungen war häufig rau. "Wir lösen jedes Problem in diesem Land, falls jeder Konservative am (Nationalfeiertag) losginge und einen Liberalen erschießt", sagte etwa ein Redner. "Nur ein toter Demokrat ist ein guter Demokrat", hieß es bei einem anderen Stopp.

Zwar ist unklar, wer genau das dritte Telefon erhielt, aber drei andere Informanten sagten dem US-Medium, Kremer habe über diese Mobiltelefone mit Trumps Wahlkampfteam kommuniziert, darunter Trumps Sohn Eric Trump, dessen Frau Lara Trump, der damalige Stabschef des Weißen Hauses, Mark Meadows, sowie die Beraterin Trumps, Katrina Pierson. "Sie haben alles Mögliche organisiert, Demonstrationen und Wahlkampfveranstaltungen. Jegliche Unterhaltung mit dem Weißen Haus oder der Trump-Familie wurde über diese Telefone geführt", wird ein Informant zitiert.

Bannon, Stone und Milizen vorgeladen

Ein halbes Jahr nach dem Chaos im Kapitol setzte das Repräsentantenhaus eine Untersuchungskommission zum 6. Januar ein, auch 35 Republikaner stimmten dafür. Der Ausschuss hat seither Dokumente durchleuchtet und Dutzende Personen vorgeladen. Für die Geschichtsbücher soll festgehalten werden, wer politische Verantwortung für die Geschehnisse getragen haben könnte. Es geht auch um mögliche Wahlkampfmunition, um eine erneute Präsidentschaftskandidatur Trumps zu torpedieren.

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Unter den Vorgeladenen sind auch prominente Köpfe aus Trumps Umfeld, etwa dessen ehemaliger Nationaler Sicherheitsberater Steve Bannon, der Anwalt Roger Stone oder Mark Meadows. Es ist unklar, wer davon tatsächlich aussagen wird. Bannon etwa ließ seinen Anhörungstermin verstreichen, woraufhin ihm die Kommission mit Gefängnisstrafe drohte. Die Kommission hat auch Vertreter der Milizen "Oath Keepers" und "Proud Boys" vorgeladen, die Trump unterstützten. Trumps Gegner erhoffen sich, dass die Spur der Gewalt direkt zum Ex-Präsidenten führt.

"Wir kämpfen wie verrückt. Und falls ihr nicht wie verrückt kämpft, werdet ihr kein Land mehr haben", hatte Tump vor den Demonstranten gesagt. Dieses Zitat war eines der Schlüsselargumente der Demokraten, die den Präsidenten der Anstiftung bezichtigten und ihn seines Amtes entheben lassen wollten. Trumps Anwälte hielten dagegen, dass er in derselben Rede gesagt hatte: "Ich weiß, dass jeder hier bald hinüber zum Kapitol laufen wird, um friedlich und patriotisch seine Stimme hörbar zu machen." Der Ort der Rede war etwa zweieinhalb Kilometer vom Kongressgebäude entfernt.

Quelle: ntv.de

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