Telefonstreiche gegen Krieg Massive Scherzanruf-Aktion soll Russlands Führung ärgern
20.05.2022, 13:03 Uhr (aktualisiert)
Ob auch die Nummer von Russlands Präsident Wladimir Putin angewählt werden kann, wurde bisher nicht bestätigt.
(Foto: imago images/ITAR-TASS)
Angesichts des Krieges gegen die Ukraine nimmt eine Künstlergruppe Russlands Führung ins Visier - und zwar mit Scherzanrufen. Per Klick sollen zwei russische Führungsmitglieder telefonisch miteinander verbunden werden. Der Auslöser des Anrufs darf mithören und sich amüsieren. Doch funktioniert das auch?
Eine Gruppe internationaler Hacktivisten hat eine Website gestartet, mit deren Hilfe man Teilen der russischen Führung auf die Nerven gehen kann. Mit einem Klick können Besucher der Seite wasterussiantime.today einen Scherzanruf auslösen - dann werden zwei zufällig ausgewählte Telefonnummern von Regierungs-, Militär- und Geheimdienstmitarbeitern miteinander verbunden. Die mehr als 5000 Telefonnummern sollen aus mehreren Leaks stammen.
Der Besucher der Website kann zwar selbst nicht in das Telefonat eingreifen, aber zuhören, wie die Opfer des Telefonstreichs versuchen herauszufinden, wer den Anruf initiiert hat. So jedenfalls lautet das Konzept in der Theorie. Bei einem Besuch der Website von ntv.de funktioniert der Telefonstreich nicht, von technischen Problemen war die Rede. Laut dem Online-Portal Wired waren dessen Testanrufe zum Teil erfolgreich, in der Hälfte der Anrufe nahm eine russischsprachige Person den Hörer ab. Aber nur in einem Fall seien zwei Anrufer miteinander verbunden worden, von denen einer aber direkt wieder auflegte.
"Wer am Telefon hängt, kann keine Bomben werfen"
Hinter der Aktion soll das Künstlerkollektiv The Obfuscated Dreams of Scheherazade (TODS) stecken. "Wir hoffen auf Verwirrung, darauf, dass sie sich ärgern, und darauf, dass diese Anrufe vielleicht sogar für Leute interessant sind, die Russisch sprechen", wird ein TODS-Mitglied, das sich Shera nennt, von Wired zitiert. Auf der Website selbst steht das einleuchtende Motto: "Wer am Telefon hängt, kann keine Bomben werfen." Mehr als 5100 Besucher der Seite sollen bereits Scherzanrufe ausgelöst haben.
Die Idee zu der Aktion hatte TODS laut dem Bericht bereits einen Tag nach Beginn der russischen Invasion in die Ukraine. Allerdings dauerte es drei Monate, bis die Website schließlich stand. Dies soll daran gelegen haben, dass die Website zunächst gegen einen erwarteten Gegenschlag abgesichert werden sollte. "Wir denken, dass das ganze System nicht ewig leben wird; eines Tages wird es wahrscheinlich blockiert werden", sagt Shera.
Das Ziel der Aktivisten? "Wir wollen nur dazu beitragen, den russischen militärisch-industriellen Komplex zu ärgern", so Shera gegenüber Wired. "Und die Leute ein bisschen zum Lachen bringen."
(Dieser Artikel wurde am Mittwoch, 18. Mai 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, kst