84 Tote bei Gedenkveranstaltung Terrormiliz IS bekennt sich zu Anschlag im Iran
04.01.2024, 18:17 Uhr Artikel anhören
Bei einer Gedenkveranstaltung im Iran kommt es zu zwei Explosionen. Mehr als 360 Tote und Verletzte sind die Folge. Nun bekennt sich die Terrororganisation Islamischer Staat zu dem Anschlag. Demnach haben Selbstmordattentäter die Attacke ausgeführt.
Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat den verheerenden Anschlag in der iranischen Stadt Kerman mit mehr als 80 Toten für sich reklamiert. Das erklärte die Gruppe über ihre üblichen Propaganda-Kanäle. Zwei Attentäter hätten am Mittwoch anlässlich des vierten Todestags des iranischen Generals Ghassem Soleimani während der Trauerveranstaltungen ihre Sprengstoffgürtel gezündet, hieß es in der Mitteilung.
Bei dem Anschlag nahe der Grabstätte Soleimanis wurden am Mittwoch bei zwei gewaltigen Explosionen 84 Menschen in den Tod gerissen und 284 verletzt. Der Anschlag ereignete sich, als Menschenmassen durch die Straßen der Provinzhauptstadt zur Grabstätte pilgerten. Die Bundesregierung und die EU verurteilten den Anschlag als Akt des Terrors. Es war die tödlichste Attacke in der rund 45-jährigen Geschichte der Islamischen Republik.
Einflussreiche Hardliner machten zunächst Israel für die Explosionen verantwortlich. Es gebe viele Gründe anzunehmen, "dass die Zionisten (Israel) in die terroristischen Explosionen verwickelt waren", hieß es in einem publizierten Leitartikel der erzkonservativen Zeitung "Keyhan". Die Autoren forderten schnelle Rache für die Attacke. Andernfalls könnte sich ein Anschlag in der Hauptstadt Teheran wiederholen, lautete eine Warnung in dem Artikel.
IS betrachtet Schiiten als Abtrünnige
Vor mehr als einem Jahr hatte der IS bereits einen Anschlag auf ein schiitisches Heiligtum in der Kulturmetropole Schiras für sich reklamiert. Bei der Attacke im Oktober 2022 kamen mehr als ein Dutzend Menschen ums Leben. Die Justiz ließ daraufhin zwei Männer mit afghanischer Staatsbürgerschaft öffentlich hinrichten, die der Iran für die Attacke verantwortlich gemacht hatte.
Der IS betrachtet die im Iran vorherrschende schiitische Bevölkerungsmehrheit als Abtrünnige des Islam und verachtet sie. Die Schia, die kleinere der beiden großen Strömungen im Islam, ist Staatsreligion der Islamischen Republik. Ein regionaler Ableger des IS ist im Nachbarland Afghanistan aktiv, wo die Gruppe Nahe Pakistan eine "Provinz" namens IS-Chorasan errichten will.
Die Stadt Kerman ist die Heimat Soleimanis, dem früheren Kommandeur der Auslandseinheiten der iranischen Revolutionswächter (IRGC). Die USA hatten ihn am 3. Januar 2020 im Irak durch einen Drohnenangriff getötet. Von systemtreuen Regierungsanhängern wird er als Märtyrer verehrt.
Quelle: ntv.de, jpe/dpa