"Mischen Sie sich nicht ein!" Tichanowskaja richtet Botschaft an Putin
07.10.2020, 15:44 Uhr
Swetlana Tichanowskaja fordert von Putin, die Unterstützung für Lukaschenko zu beenden.
(Foto: imago images/photothek)
Seit Dienstag ist Swetlana Tichanowskaja zu Besuch in Berlin - und wirbt für Unterstützung im Kampf gegen den belarussischen Machthaber Lukaschenko. Seinen Unterstützer aus Russland, Präsident Putin, würde sie gerne persönlich treffen. Klare Worte richtet sie aber jetzt schon an ihn.
Die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja hat eindringlich an Kremlchef Wladimir Putin appelliert, sich aus dem Machtkampf in ihrem Land herauszuhalten. "Mischen Sie sich nicht ein", sagte die Bürgerrechtlerin in einem Interview mit dem Deutschlandfunk. "Wir möchten selbst unsere Zukunft bestimmen."
Russland unterstützt den umstrittenen Staatschef Alexander Lukaschenko politisch und finanziell mit einem Milliardenkredit. Dazu meinte Tichanowskaja an Putin gerichtet: "Geben Sie das Geld, das jetzt an das Regime geht, mit dem jetzt das belarussische Volk ermordet wird, in ihrem Land aus." Die einzige Alternative: Moskau solle Minsk erst dann unterstützen, wenn es Neuwahlen gegeben habe. "Wir sind seit langem Freunde und Nachbarn. Das bleiben wir", sagte sie.
Die Staatspropaganda in Belarus unterstellt Lukaschenkos Gegnern, diese wollten sich angeblich vom Nachbarland abwenden. Die Opposition sieht Tichanowskaja als wahre Siegerin der Präsidentenwahl Anfang August. Lukaschenko hatte sich aber nach 26 Jahren an der Macht mit 80,1 Prozent der Stimmen für eine sechste Amtszeit bestätigen lassen. Seither gibt es Proteste im Land.
Tichanowskaja würde Putin treffen
Tichanowskaja hat am Dienstag Bundeskanzlerin Angela Merkel getroffen. Deutschland wie andere EU-Länder erkennt Lukaschenko nicht als Staatschef an. Auch den Außenpolitiker und Kandidaten für den CDU-Vorsitz, Norbert Röttgen, hat die 38-Jährige getroffen. Er sprach sich für direkte Sanktionen gegen Machthaber Lukaschenko aus.
Tichanowskaja hatte gesagt, dass sie auch mit Putin sprechen wolle. "Ich würde wahrscheinlich sehr emotional werden, da Putin Lukaschenko unterstützt", sagte sie in dem Interview. "Ich würde ihn gern dazu bringen, dass er damit aufhört." Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte der Agentur Interfax zufolge, ein Gespräch mit der Oppositionellen sei bislang aber nicht geplant.
Russische Medien berichten indes unter Berufung auf einen Auszug aus einer Datenbank des russischen Innenministeriums, dass Tichanowskaja in Russland im Zusammenhang mit einem Verbrechen gesucht wird. Wann genau ihr Name in die Datenbank aufgenommen wurde, ist unklar.
Quelle: ntv.de, jug/dpa