"Verbrechen des Jahrhunderts" Trump kann Betrugsvorwürfe nicht lassen
27.06.2021, 16:45 Uhr
Die rote Krawatte kennt man, die unbelegten Betrugsvorwürfe auch: Donald Trump zeigte sich in alter Manier.
(Foto: imago images/UPI Photo)
Neuer Auftritt, alte Leier: Bei einem Auftritt vor Tausenden Anhängern spult Ex-Präsident Trump die gleichen unbelegten Vorwürfe über einen Wahlbetrug 2020 ab. Er verspricht seinen Fans, dass die Republikaner bald wieder an die Macht kommen. Ob er sie als Kandidat führen wird, lässt er offen.
Fünf Monate nach dem Machtwechsel im Weißen Haus hat Ex-Präsident Donald Trump bei einem großen Wahlkampfauftritt im Bundesstaat Ohio seine unbelegten Wahlbetrugsbehauptungen wiederholt. Trump behauptete am Samstagabend (Ortszeit) in Wellington vor Anhängern erneut ohne jede Grundlage, die Wahl sei ihm gestohlen worden, und sprach vom "Verbrechen des Jahrhunderts". Er habe nicht verloren. "Wir haben die Wahl zweimal gewonnen", sagte Trump vor jubelnden Unterstützern mit Blick auf die Wahlen 2016 und 2020. "Und es ist möglich, dass wir ein drittes Mal gewinnen müssen."
Trump befeuerte damit einmal mehr Spekulationen, er könnte bei der Präsidentschaftswahl 2024 erneut als Kandidat der Republikaner antreten. Mehr als eine Anspielung machte er aber nicht. Trump hatte die Präsidentschaftswahl im vergangenen November klar gegen seinen demokratischen Herausforderer Joe Biden verloren. Er weigerte sich jedoch, seine Niederlage einzugestehen. Der Republikaner behauptet bis heute, er sei durch massiven Betrug um den Sieg gebracht worden.
Weder Trump noch seine Anwälte haben Beweise für diese Behauptungen vorgelegt. Dutzende Klagen des Trump-Lagers wurden von Gerichten abgeschmettert, auch vom Obersten US-Gericht. Mit seinen Betrugsbehauptungen hat Trump auch seine Unterstützer aufgewiegelt: Anhänger Trumps hatten am 6. Januar den Kongresssitz in Washington erstürmt, um die Zertifizierung von Bidens Wahlsieg zu sabotieren. Dabei kamen fünf Menschen ums Leben.
Seine Anhänger in Ohio forderte Trump auf, die republikanische Mehrheit im Kongress wiederherzustellen. "Wir werden das Repräsentantenhaus zurückerobern, wir werden den Senat zurückerobern, und wir werden Amerika zurückerobern, und wir werden es bald tun." Bei den Zwischenwahlen im Jahr 2022 stehen die hauchdünnen Mehrheiten der Demokraten in beiden Kammern des US-Kongresses auf dem Spiel.
Merkel ist "smart und tough und nutzt die USA aus"
Die große Bühne nutzte der Republikaner auch, um wie gewohnt gegen Demokraten und politische Gegner auszuteilen. Er warf Biden und den Demokraten vor, das Land durch fehlgeleitete Politik zu zerstören. Die neue Regierung sei eine "totale Katastrophe". Er bejubelte stattdessen loyale Unterstützer wie die republikanische Kongressabgeordnete Marjorie Taylor Greene, die mit Verschwörungstheorien von sich reden gemacht hat und zuletzt Schutzmaßnahmen in der Corona-Pandemie mit der Judenverfolgung durch die Nazis verglichen hatte und sich erst unter großem öffentlichen Druck dafür entschuldigte.
Auch Kanzlerin Angela Merkel fand Erwähnung in Trumps Rede. Der Ex-Präsident wiederholte seine Vorwürfe, Deutschland zahle Russland Milliarden für die Ostseepipeline Nord Stream 2, lasse sich aber in der NATO von den USA vor Russland schützen. Er möge Merkel, sagte Trump. Aber sie sei smart und tough und nutze die USA aus.
Der Auftritt in Ohio war Trumps erste von drei geplanten Kundgebungen. Am 30. Juni will Trump nach Texas an die Grenze zwischen den USA und Mexiko reisen, am 3. Juli steht dann eine Kundgebung in Sarasota in Florida auf dem Plan. Trump hatte nach seiner Wahlniederlage gegen den Demokraten Joe Biden bisher nur ein paar Reden auf begrenzten Veranstaltungen der Republikaner gehalten.
Mit dem Auftritt in Ohio kehrt der 75-Jährige zu den öffentlichen Massenveranstaltungen zurück, mit denen er auch als Präsident seine Anhängerbasis zusammenhielt und aktivierte. Damit will er seinen Einfluss auf die Republikaner aufrechterhalten und Kandidaten unterstützen, die gegen seine politischen Gegner in der eigenen Partei antreten.
Quelle: ntv.de, fzö/dpa/rts