Politik

Al-Scharaa im Weißen HausTrump lobt Syriens Übergangspräsident als "harten Typen"

11.11.2025, 01:00 Uhr
Syrien-schliesst-sich-unter-Uebergangspraesident-al-Scharaa-der-US-gefuehrten-Koalition-zum-Kampf-gegen-den-IS-an
Trump wolle Syrien "eine Chance auf Größe" geben, heißt es von der US-Regierung. (Foto: HOGP/AP/dpa)

Kürzlich noch gesuchter Terrorist, jetzt Staatsgast im Weißen Haus: Syriens Übergangspräsident al-Scharaa trifft bei seinem US-Besuch Präsident Trump. Ihm sichert er Hilfe beim Kampf gegen den IS zu.

Zum ersten Mal seit der Unabhängigkeit des Landes im Jahr 1946 ist ein syrischer Staatschef in Washington zu Gast. US-Präsident Donald Trump hat Syriens Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa im Weißen Haus empfangen. "Er ist ein sehr starker Anführer", sagte Trump nach dem Treffen über den früheren Dschihadisten al-Scharaa. Trump lobte al-Scharaa für dessen Stärke. "Er kommt aus einem sehr harten Ort und er ist ein harter Typ", sagte der US-Präsident. Er wolle, dass Syrien "sehr erfolgreich" werde. Al-Scharaa "kann das schaffen, ich glaube das wirklich", fügte Trump hinzu.

Nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Baschar al-Assad hatte Trump bereits im Mai US-Sanktionen gegen Syrien pausiert. Diese Aussetzung wurde nun um weitere 180 Tage verlängert. Das US-Außenministerium befürwortet eine vollständige Aufhebung der im Jahr 2019 verhängten Sanktionen. Darüber muss jedoch der US-Kongress abstimmen.

Syrien schließt sich Koalition gegen IS an

Schon im Vorfeld hatte der US-Syriengesandte Tom Barrack erklärt, Syrien werde sich der von den USA geführten Koalition zur Bekämpfung der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) anschließen. Informationsminister Hamza al-Mustafa schrieb auf X, Syrien habe eine entsprechende Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Trump wollte weder das bestätigen noch, ob al-Scharaa einen Nichtangriffspakt mit Syriens langjährigem Feind Israel unterzeichnen würde. Der IS hatte 2014 in Syrien und im benachbarten Irak große Gebiete überrannt. Teilweise kontrollierte die Terrormiliz etwa ein Drittel Syriens und 40 Prozent des Iraks. Sie gilt zwar als militärisch besiegt, in beiden Ländern sind schätzungsweise aber noch rund 2.500 Kämpfer des IS aktiv, die auch Anschläge verüben.

Außenminister Asaad al-Schaibani, der ebenfalls im Weißen Haus empfangen wurde, bezeichnete das Treffen als konstruktiv. Es sei monatelang vorbereitet worden. Aus dem Außenministerium hieß es zudem, beide Seiten hätten sich auf die Umsetzung eines Fahrplans zur Zusammenarbeit verständigt. Ziel sei die Wiederherstellung diplomatischer Beziehungen auf Botschafterebene, die Wiedereröffnung gemeinsamer Institutionen sowie die Stärkung der politischen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit.

Entgegen den üblichen Gepflogenheiten hatte das Treffen der beiden Staatschefs abseits von Kameras stattgefunden. "Der syrische Präsident ist im Weißen Haus eingetroffen", wurde lediglich von US-Seite offiziell verkündet. "Das Treffen zwischen Präsident Trump und Präsident al-Scharaa hat begonnen." Die syrische Präsidentschaft veröffentlichte Bilder von Trump im Oval Office, der einem lächelnden al-Scharaa die Hand schüttelte. Nach dem Treffen stieg al-Scharaa vor dem Weißen Haus aus seiner Autokolonne aus, um Unterstützer zu begrüßen.

USA wollen Irans Einfluss begrenzen

Al-Scharaa war erst am Freitag von den USA von ihrer Terrorliste gestrichen worden, womit der Besuch bei Trump erst möglich wurde. Einen Tag zuvor hatte der UN-Sicherheitsrat auf Initiative Washingtons für die Aufhebung der Sanktionen gegen den früheren Dschihadisten gestimmt. Al-Scharaas islamistische HTS-Miliz ist ein früherer Zweig von Al-Kaida, hatte sich jedoch bereits vor Jahren von dem Extremistennetzwerk losgesagt. Seit seinem Amtsantritt bemüht sich der Interimspräsident um ein moderateres Image und internationale Anerkennung.

Al-Scharaas Trip nach Washington wird als weiterer Meilenstein in der Geschichte Syriens nach Assad gewertet. Beobachter sprechen von einem Wendepunkt für die Beziehungen zwischen Syrien und den USA. Den USA ist auch daran gelegen, den Einfluss des Irans in Syrien einzudämmen. Die islamische Republik und ihre verbündeten Milizen waren eine der wichtigsten Verbündeten Assads.

International wird das Vorgehen und die Ausrichtung der Übergangsregierung in Syrien genau beobachtet. Fachleute sehen einen Willen hin zu einem demokratischen Wandeln, blicken aber auch mit Kritik auf die ersten Monate der neuen Führung im Amt. Insbesondere der Schutz von Minderheiten im tief gespaltenen Syrien steht im Fokus. Seit dem Sturz Assads kam es wiederholt zu Gewaltausbrüchen, bei denen zum Teil Hunderte Menschen getötet wurden. Dabei waren teils auch Sicherheitskräfte der Interimsregierung beteiligt.

Quelle: ntv.de, ino/AFP/dpa

SanktionenDonald Trump