"Dinge passieren"Trump lobt bin Salmans Bilanz für Menschenrechte als "unglaublich"

Dem saudi-arabischen Kronprinz wird bescheinigt, von der Ermordung des Journalisten Khashoggi mindestens gewusst zu haben. Neben US-Präsident Trump spricht er von einem Fehler. Der Gastgeber reagiert auf Nachfragen unwirsch und stimmt lieber ein Loblied an.
Gut sieben Jahre nach der Ermordung des regierungskritischen saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi hat US-Präsident Donald Trump den saudi-arabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman für unschuldig erklärt. Bin Salman habe nichts von dem Mord an Khashoggi gewusst, sagte Trump im Weißen Haus bei einem gemeinsamen Auftritt mit dem Thronfolger. Der getötete Journalist sei zudem "extrem umstritten" gewesen, betonte der US-Präsident. Die Frage einer Journalistin zum Fall wies Trump barsch ab. "Dinge passieren."
Bin Salman nannte die Ermordung des Journalisten einen "Fehler" und bekräftigte damit frühere Äußerungen. "Es ist schmerzhaft und es ist ein riesiger Fehler, und wir tun unser Bestes, dass so etwas nicht erneut passiert", versicherte der Kronprinz, der Saudi-Arabien de facto regiert. Eine persönliche Verantwortung übernahm er jedoch nicht.
Ein US-Geheimdienstbericht war nach der Tötung Khashoggis 2018 zu dem Schluss gekommen, dass bin Salman die Tötung des Reporters gebilligt hatte, der unter anderem für die "Washington Post" schrieb. Khashoggis Witwe hatte Trumps Empfang für bin Salman deshalb scharf kritisiert.
Trump stellte bin Salman nun ein erstklassiges Zeugnis im Hinblick auf Menschenrechte aus. "Ich bin sehr stolz darauf, was er geleistet hat. Was er getan hat, ist unglaublich, hinsichtlich Menschenrechten und allem anderen", sagte er neben einem sichtlich zufriedenen MBS, wie der saudische Thronfolger oft nur genannt wird. "Es ist eine Ehre, dein Freund zu sein, und es ist eine Ehre, dass du hier bist." Trump lobte bin Salman weiter als "extrem respektierten Mann". Er sei er "unglaublich in Bezug auf Menschenrechte und alles andere".
Bin Salman kündigte zugleich an, geplante Investitionen in den USA auf eine Billion Dollar (rund 860 Milliarden Euro) aufzustocken. Das wären 400 Milliarden Dollar mehr als Saudi-Arabien im Mai bei einem Besuch Trumps in Aussicht gestellt hatte.
Human Rights Watch und andere Menschenrechtsorganisationen veröffentlichten kurz vor dem Besuch einen Aufruf, in dem sie eine klare Positionierung der USA forderten. Washington müsse Themen wie die Hinrichtungen in dem Land ansprechen, die in diesem Jahr mit bereits 300 exekutierten Menschen auf einen Rekord zusteuerten. Dabei sei es höchst unwahrscheinlich, dass Angeklagte einen fairen Prozess erhielten. Saudi-Arabien erlebe in den vergangenen Jahren die schlimmste Unterdrückung der Meinungsfreiheit und Missachtung von Menschenrechten in der modernen Geschichte des Landes, so die Aktivisten.