Jahrestag der Kapitol-Attacke Trump will doch nicht mit der Presse reden
05.01.2022, 01:35 Uhr
Die Rolle des damaligen Präsidenten Trump bei der Erstürmung des Kapitols ist Gegenstand eines Untersuchungsausschusses.
(Foto: dpa)
Die Erstürmung des Kapitols durch einen aufgestachelten Mob gilt als einer der schwärzesten Tage in der Geschichte der US-Demokratie. Ex-Präsident Trump will zum ersten Jahrestag eigentlich vor die Presse treten. Jetzt streicht er den Termin.
Der ehemalige US-Präsident Donald Trump hat eine geplante Pressekonferenz zum Jahrestag der Erstürmung des US-Kapitols am 6. Januar abgesagt. Trump begründete die Absage mit der "totalen Voreingenommenheit und Unehrlichkeit" der Medien und des Kongressausschusses, der den Angriff seiner Anhänger auf das Parlament untersucht.
Während die in seinem Anwesen Mar-a-Lago in Palm Beach im Bundesstaat Florida geplante Veranstaltung am Donnerstag nun nicht mehr stattfinden soll, bekräftigte Trump, dass er am 15. Januar bei einer Kundgebung im US-Bundesstaat Arizona sprechen will. Trump hatte die Konferenz kurz vor Weihnachten angekündigt.
Außerdem nutzte der Republikaner die Gelegenheit, um erneut gegen den angeblichen "Betrug" bei der Präsidentschaftswahl 2020 zu wettern. "Das war das Verbrechen des Jahrhunderts", schreibt Trump in der Erklärung. Er hat bis heute seine Wahlniederlage gegen Biden nicht eingeräumt und verbreitet regelmäßig seine Wahlbetrugsvorwürfe.
Hunderte radikale Trump-Anhänger hatten das Kapitol Anfang Januar 2021 gestürmt, als dort Bidens Wahlsieg zertifiziert werden sollte. Dabei starben fünf Menschen, unter ihnen ein Polizist und eine von einem Beamten erschossene Angreiferin. Der Sturm auf den Sitz des Kongresses sorgte weltweit für entsetzte Reaktionen und gilt als schwarzer Tag in der Geschichte der US-Demokratie.
Versuch der Umdeutung
Der Ex-Präsident und seine Anhänger versuchen, die Kapitol-Erstürmung als legitimen Protest gegen eine manipulierte Wahl darzustellen. Der bei der konservativen Basis äußerst beliebte Rechtspopulist ist nach wie vor der starke Mann bei den Republikanern - und liebäugelt mit einer erneuten Präsidentschaftskandidatur im Jahr 2024.
Noch im Januar 2021 war gegen den abgewählten Präsidenten ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet worden. Im Impeachment-Prozess im Senat wurde letztlich aber die für eine Verurteilung notwendige Zweidrittelmehrheit verfehlt. Im Sommer richtete das Repräsentantenhaus dann einen Untersuchungsausschuss ein, der die Hintergründe der Kapitol-Erstürmung aufklären soll. Dabei geht es unter anderem um die Frage, welche Rolle Trump und sein Umfeld bei der Attacke spielten. Die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi, hat für den ersten Jahrestag der Kapitol-Erstürmung eine Reihe von Erinnerungsveranstaltungen angekündigt.
Quelle: ntv.de, ino/AFP