Politik

Proteste nach Rassisten-Demo Trumps Verurteilung kommt vielen zu spät

Das Konföderierten-Denkmal in Durham wurde gestürzt. Es steht nach Ansicht von Demonstranten für die Zeit, in der Sklaverei noch legal und Rassismus die Norm waren.

Das Konföderierten-Denkmal in Durham wurde gestürzt. Es steht nach Ansicht von Demonstranten für die Zeit, in der Sklaverei noch legal und Rassismus die Norm waren.

(Foto: AP)

US-Präsident Trump braucht lange, um die rassistische Gewalt von Charlottesville zu verurteilen. Das ist für viele Bürger unerträglich, im ganzen Land gehen Menschen deshalb auf die Straße. Trumps Vorgänger Obama landet hingegen einen Internet-Hit.

Nach den gewaltsamen Ausschreitungen in der US-Stadt Charlottesville beruhigt sich der Zorn in der US-Öffentlichkeit nur langsam. Bei einer Aktion gegen weiße Rassisten stürzten Demonstranten im US-Bundesstaat North Carolina am Montag (Ortszeit) ein Denkmal für Soldaten der ehemaligen Südstaaten Amerikas. Die Schauspielerin Jennifer Lawrence sprach sich dafür aus, rechtsgerichtete Demonstranten namentlich in sozialen Netzwerken an den Pranger zu stellen.

Ein Twitter-Eintrag von Ex-Präsident Barack Obama wurde unterdessen zum Social-Media-Hit. Obama hatte ein berühmt gewordenes Zitat des früheren südafrikanischen Präsidenten und Anti-Apartheid-Kämpfers Nelson Mandela wiedergegeben: "Niemand hasst von Geburt an jemanden, aufgrund dessen Hautfarbe, dessen Herkunft oder dessen Religion", schrieb Obama. Der Eintrag wurde bis zum Dienstag (Ortszeit) knapp 2,5 Millionen Mal "geliked" und avancierte damit zu einem der erfolgreichsten Tweets in der Geschichte von Twitter.

Obamas Nachfolger Donald Trump hatte dagegen erst nach langem Zögern die rassistischen Ausschreitungen in Charlottesville verurteilt. Bei den Vorfällen war eine 32-jährige Gegendemonstrantin von einem Auto erfasst und getötet worden, 19 weitere Menschen waren verletzt worden.

Die Proteste gingen auch nach Trumps später Verurteilung der Gewalt weiter. Unter anderem verließen drei hochrangige Wirtschaftsführer sein Beratergremium - mit Hinweis auf den zögerlichen Umgang des Präsidenten mit den Rassisten. Trump selbst twitterte, er könne jeden mit mehreren anderen Kandidaten ersetzen.

Demonstranten stürzen Konföderierten-Statue

Im Internet machte auch ein Kurzfilm aus den 1940er Jahren die Runde, den die US-Regierung damals der deutschen Nazi-Propaganda entgegengestellt hatte. In dem Film hetzt ein Mann gegen Minderheiten. Den anfangs zustimmenden Zuhörern wird nur langsam klar, dass letztlich auch sie selbst Gegenstand seiner Hasstiraden sein könnten.

Auf Fernsehbildern von US-Sendern war zu sehen, wie eine Demonstrantin in Durham eine Schlinge um den Hals einer Konföderierten-Statue legte. Daraufhin begannen andere Teilnehmer, an der Schlinge zu ziehen und die Statue zu stürzen. Menschen traten auf das gefallene Symbol ein. Es ist ein weiteres Beispiel einer seit Monaten anhaltenden Protestserie gegen die umstrittenen Konföderierten-Denkmäler.

Nach Angaben der Veranstalter war die Aktion in Durham eine direkte Antwort auf die Zusammenstöße von Rassisten und Gegendemonstranten in Charlottesville. Das Denkmal aus dem Jahr 1924 stand für Soldaten, die auf der Seite der Konföderierten im Amerikanischen Bürgerkrieg starben. Die Südstaaten wollten damals die Sklaverei beibehalten.

Trump erwähnt Rassisten zuerst nicht

Trump hatte sich nach heftiger Kritik aus der ganzen Welt und sogar aus der eigenen Partei schließlich mit klaren Worten von den Ausschreitungen in Charlottesville distanziert. Neonazis, der rassistische Ku Klux Klan oder andere Gruppen voller Hass hätten keinen Platz in Amerika, sagte der Präsident am Montag in Washington. "Rassismus ist böse und diejenigen, die in seinem Namen Gewalt anwenden, sind Kriminelle und Verbrecher", sagte Trump.

Proteste ganz in der Nähe vom Trump Tower in New York - hier wird der US-Präsident als Ratte verspottet.

Proteste ganz in der Nähe vom Trump Tower in New York - hier wird der US-Präsident als Ratte verspottet.

(Foto: picture alliance / Nancy Kaszerm)

Weil er zunächst von "Gewalt von vielen Seiten" gesprochen und Rassisten nicht explizit beim Namen genannt hatte, war er unter erheblichen Druck geraten. "Es kommt nicht auf die Hautfarbe an", sagte Trump. Gewalt, Hass und Fanatismus hätten keinen Raum in den Vereinigten Staaten, betonte der Präsident, der am Montag in seiner Heimatstadt New York von Hunderten Demonstranten empfangen wurde. Mindestens zwei Menschen wurden bei den weitgehend friedlichen Protesten festgenommen, berichtete der TV-Sender Fox News. Auch eine kleine Gruppe von Trump-Unterstützern tauchte auf.

Proteste begleiten Trump nach New York

Zu den Trump-Kritikern gehört auch der Künstler Jeffrey Beebe. Er stellte eine aufblasbare Ratte als Zeichen des Protests auf. Die viereinhalb Meter hohe Figur mit blonder Tolle, dunklem Anzug und roter Krawatte ist als Trump-Karikatur gedacht und tauchte zwei Straßenblocks vom Trump Tower entfernt auf. Die Ratte sei ein Zeichen für "Widerstand und Spott", schrieb Beebe.

Den Präsidenten schienen die Proteste wenig zu kümmern. "Es fühlt sich gut an, nach sieben Monaten wieder zu Hause zu sein", schrieb er in der Nacht zum Dienstag auf Twitter. Das Weiße Haus sei aber "sehr besonders" und letztlich seien die USA sein "wahres Zuhause". Es war seine erste Übernachtung in seiner Heimatstadt seit seinem Umzug ins Weiße Haus.

In Washington wuchs nach den Ereignissen von Charlottesville der Druck auf den nationalistischen Flügel in der Regierungszentrale, um Chef-Berater Stephen Bannon. Kritiker wollen, dass Trump Bannon entlässt. Ihm wird in den vergangen Tagen seit dem Amtsantritt von John Kelly als Stabschef ein Bedeutungsverlust im inneren Zirkel Trumps nachgesagt.

Quelle: ntv.de, hul/dpa

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