Rennen um Johnson-Nachfolge Truss und Sunak liefern sich letztes Duell
01.09.2022, 03:31 Uhr
In Umfragen liegt Liz Truss deutlich vor ihrem Rivalen Rishi Sunak.
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In der Londoner Wembley Arena treffen Truss und Sunak ein letztes Mal aufeinander. Bis Freitag können die Tory-Mitglieder die Nachfolge von Premier Johnson wählen. Viele Briten sehnen sich nach dem Ende des Dauer-Wahlkampfes. Von einer "Lektion in Folter" war zwischendurch die Rede.
Im Rennen um die Nachfolge des britischen Premierministers Boris Johnson haben Außenministerin Liz Truss und der frühere Finanzminister Rishi Sunak sich ein letztes Rededuell geliefert. In der Wembley Arena in London versprach die hoch favorisierte Truss dabei vor Tausenden Mitgliedern der konservativen Tory-Partei, sie wolle sich im Falle eines Siegs auf "Energiepreise für Verbraucher" und eine Ankurbelung der Wirtschaft konzentrieren.
Sunak vermied scharfe Angriffe auf Truss und grenzte sich vielmehr von Johnson ab. Er werde eine Regierung anführen, "die kompetent und ernsthaft" geleitet werde, und bei der "Anstand und Integrität" im Mittelpunkt stünden. "Das ist der Wandel, den ich bringen werde. Das ist der Premierminister, der ich sein werde."
Die rund 200.000 Mitglieder der konservativen Tories entscheiden in einer noch bis Freitag laufenden Stichwahl über die Nachfolge Johnsons an der Parteispitze. Am Montag soll der Sieger bekannt gegeben werden, der dann am folgenden Tag auch das Amt des Premierministers antritt. In Umfragen liegt Truss deutlich vor ihrem Rivalen Sunak. Premierminister Johnson war Anfang Juli nach einer parteiinternen Revolte gegen seine viel kritisierte Amtsführung als Parteichef zurückgetreten.
"Bürgerkrieg" innerhalb der Partei
Viele Menschen in Großbritannien sehnen sich ein Ende dieses Wahlkampfes herbei. "Die britische Politik war im vergangenen Monat eine Lektion in Folter", kommentierte der Kolumnist Simon Jenkins in der Zeitung "Guardian". "Der Wahlkampf hat beide Kandidaten so beschädigt, dass Tory-Mitglieder - und die Bevölkerung im Allgemeinen - offenbar selbst einen diskreditierten Boris Johnson als Premier bevorzugen würden." Von einem "Bürgerkrieg" innerhalb der Konservativen Partei war vorübergehend die Rede.
Der Dauer-Wahlkampf, der mit Johnsons Rückzugsankündigung am 7. Juli begonnen hatte, lähmt das Land zu einem Zeitpunkt, an dem es dringend Führung benötigt: Die Inflation über 10 Prozent und steigend, die Energiepreise vermutlich bald vervierfacht, der Brexit noch längst nicht überwunden, dazu der russische Krieg gegen die Ukraine. Das sind nur die absoluten Top-Themen, mit denen sich die neue Premierministerin oder der neue Premierminister von Tag eins an beschäftigen muss. Hinzu kommen interne Sorgen. Die größte Herausforderung für die Neue oder den Neuen in der Downing Street heiße Boris Johnson, meint der Politologe Matthew Flinders von der Universität Sheffield. Denn der scheidende Premierminister sieht sich zu Unrecht aus dem Amt gejagt. Johnson werde nicht schweigend von der Bühne verschwinden, sagt Flinders.
Quelle: ntv.de, chf/AFP/dpa