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"800.000 Schuss nur der Anfang" Tschechien findet offenbar noch viel mehr Granaten für Kiew

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Überlebenswichtig für die Ukrainer an der Front: Artilleriemunition.

Überlebenswichtig für die Ukrainer an der Front: Artilleriemunition.

(Foto: IMAGO/Funke Foto Services)

Der Mangel an Artilleriemunition ist das größte Problem für die ukrainischen Streitkräfte an der Front. Soldaten sind demotiviert und größter Gefahr ausgesetzt, die Kreml-Truppen rücken langsam vor. Die tschechische Initiative zur weltweiten Beschaffung von Granaten könnte zum großen Wurf werden.

Die Ukraine ist laut einem Bericht des "Wall Street Journal" nicht mehr weit davon entfernt, große Lieferungen von dringend benötigter Artilleriemunition zu erhalten. Möglich wird dies durch eine Initiative aus Tschechien. Prag hatte weltweit Munition ausfindig gemacht und zunächst 800.000 Schuss in Aussicht gestellt. Zahlreiche Länder, darunter auch Deutschland, gaben im Anschluss finanzielle Zusagen.

Bei den identifizierten Granaten soll es sich zunächst um 300.000 Granaten sowjetischen Standards und rund 500.000 westliche Geschosse handeln, die bis Ende des Jahres in Chargen geliefert werden könnten. Tschechien soll darüber hinaus weitere 700.000 Schuss ausfindig gemacht haben, die mit zusätzlichen Mitteln beschafft werden könnten.

"800.000 Stück Munition sind nur der erste Meilenstein", sagte Tomáš Kopečný, Beauftragter der Regierung für den Wiederaufbau der Ukraine, dem Medium aktualne.cz. Der tschechische Ministerpräsident Petr Fiala teilte mit: "Die ersten Lieferungen von Munition können nach der Freigabe der Gelder spätestens im Verlauf des Juni erwartet werden."

Liefern Russlands Verbündete Granaten?

Unklar ist bislang, aus welchen Ländern die identifizierte Munition stammt. Laut "Wall Street Journal" war Tschechiens Vergangenheit als "sowjetischer Satellit" aus der Zeit des Kalten Krieges eine große Hilfe. Dadurch gebe es viele Kontakte zu Ländern des globalen Südens mit großen Beständen an Waffen aus der Sowjetzeit.

Tschechische Beamte sollen durchblicken lassen haben, dass die identifizierten Granaten für die Ukraine auch von Verbündeten Russlands stammen. Moskau dürfte ein großes Interesse daran haben, die Lieferungen zu sabotieren oder zu verhindern.

Bundeskanzler Olaf Scholz hatte kürzlich nach einem Treffen mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron gesagt, man werde ab sofort noch mehr Waffen für die Ukraine beschaffen - "und zwar auf dem gesamten Weltmarkt". Deutschland soll laut Medienberichten bislang der größte Geldgeber bei der tschechischen Artillerie-Initative sein. Auch Frankreich, Belgien, Kanada, die Niederlande, Großbritannien, Dänemark, Litauen, Norwegen und Schweden haben Geld zugesagt.

Kreml-Truppen verfeuern täglich das Fünffache

Nach Aussagen verschiedener Experten soll die russische Seite derzeit etwa 10.000 Granaten pro Tag abfeuern, die ukrainische lediglich 2.000. An einigen Stellen der Front soll die Lage dabei besonders schlecht sein und fast gar nichts mehr zum Abschuss vorhanden sein. Laut dem Institut für Kriegsstudien (ISW) führt die Munitionsknappheit der ukrainischen Streitkräfte dazu, dass Ressourcen priorisiert werden - zum Nachteil mancher Frontabschnitte wie Charkiw oder Wuhledar, die sich im Schatten anderer Kriegsschauplätze befinden.

"Die derzeitige Frontlinie ist wahrscheinlich nicht stabil. Zeitnahe westliche Ressourcen für ukrainische Truppen sind wesentlich, um zu verhindern, dass Russland eine Gelegenheit für einen Durchbruch an einem verwundbaren Sektor der Front ausnutzt", hieß es kürzlich in einer Analyse vom ISW.

Quelle: ntv.de, rog

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