Politik

Palmer geht wieder ins Theater Tübingen öffnet fast alles und testet mehr

Einlass nur mit Zertifikat über einen negativen Corona-Test: In Tübingen läuft ein Modellprojekt, das trotz der anrollenden dritten Welle auf Lockerungen setzt. Während der Rest Deutschlands mögliche Öffnungen infrage stellt, genießt Tübingens Oberbürgermeister Palmer einen Abend im Theater.

Während in Deutschland die Zeichen eher auf verlängerten Lockdown und abgesagte Öffnungsschritte stehen, versucht Tübingen in Baden-Württemberg einen Sonderweg und öffnet Gastronomie, Kultur und Einzelhandel bei Vorlage eines negativen Schnelltests. Einen Tag nach dem Start des Tübinger Modellprojekts "Öffnen mit Sicherheit" zieht Oberbürgermeister Boris Palmer eine erste Bilanz. Im Interview mit RTL sagte der Grünen-Politiker: "Wir haben ungefähr 3000 Tests gemacht, keiner war positiv." Bei kaltem Wetter seien die Teststationen nicht sofort überrannt worden, was für einen ruhigen Start gesorgt hätte. Euphorisch zeigte sich Palmer über seinen ersten abendlichen Besuch im Theater: "Da war Gänsehaut dabei."

An mehreren Teststellen in der Stadt können die Menschen seit Dienstag kostenlose Tests machen, das Ergebnis wird bescheinigt. Damit kann man in Läden oder zum Friseur. Aber auch Außengastronomie und Kultureinrichtungen wie das Theater dürfen Gäste mit Zertifikat empfangen und bedienen. Bei dem Modellversuch wird erprobt, welche Möglichkeiten es durch intensiven Einsatz von Schnelltests gibt, ohne dass Infektionen deutlich ansteigen. "Jetzt kommt es drauf an, ob wir zeigen können, dass mehr Öffnungen und mehr Sicherheit zusammen geht", sagte Palmer zum Auftakt.

Trotz einer vergleichsweise niedrigen Sieben-Tage-Inzidenz von 43 neuen Fällen pro 100.000 Einwohnern rechnete Palmer auch für seine Stadt mit einer steigenden Zahl von Ansteckungen. Der Versuch sei aber dennoch gerechtfertigt: "Ich bin sicher, dass wir uns nicht völlig abkoppeln können vom bundesweiten Trend - und es sieht so aus, dass wir in eine dritte Welle reinlaufen. Aber genau deswegen halte ich den Versuch für nötig, denn wir können nach einem Jahr Pandemie nicht einfach sagen: 'Dann kommt der nächste Lockdown, die Kinder bleiben zu Hause, die Geschäfte werden zugemacht und wir warten ab'", sagte Palmer bei RTL. Die Methode des verängstigten Kaninchens vor der Schlange rette das Kaninchen ja meist nicht.

Kritik an Merkel: Mehr Energie auf Lockdown-Vermeidung

Öffnen statt Lockdown - mit kostenlosen Selbsttests für alle Einwohner Tübingens hält Palmer deshalb für den richtigen Weg. "Unter Umständen ist es so, dass wir durch das intensive Testen die Zahlen besser runterbringen als durch das Schließen der Kultur, der Gastronomie und der Geschäfte."

Kritik übt Palmer an der oft starren Haltung der Bundesregierung bei der Öffnungsfrage: "Ich würde mir wünschen, dass man mehr Energie darauf verwendet, eine funktionierende Corona-App zu haben, Tests zur Verfügung zu stellen, das Impfen voranzutreiben. Alles, was den Lockdown vermeiden könnte, funktioniert in Deutschland jetzt nicht so richtig gut."

Die Universität Tübingen begleite den auf drei Wochen angelegten Versuch wissenschaftlich, sagte Palmer. Das baden-württembergische Staatsministerium unterstützt den Modellversuch, der womöglich auf andere Regionen übertragen werden könne.

Quelle: ntv.de, mau

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