Für rückkehrwillige Geflüchtete Türkei baut Hunderttausende Wohnungen in Syrien
25.05.2023, 18:54 Uhr
Türkische Flaggen wehen aus der Baustelle in Syrien.
(Foto: picture alliance / AA)
Im türkischen Wahlkampf sind Geflüchtete gerade eines der dominierenden Themen - samt der Frage, wie man diese wieder aus der Türkei bekommt. Der Innenminister aus Erdogans Kabinett legt nun den Grundstein für ein ehrgeiziges Projekt: Er lässt 240.000 Wohnungen in Syrien bauen - und Geflüchtete dahin umsiedeln.
Die Türkei hat mit dem Bau von Wohnungen in Nordsyrien für rückkehrwillige syrische Geflüchtete begonnen. Der türkische Innenminister Süleyman Soylu legte den Grundstein für ein Wohngebäude in Al-Ghandura nahe der türkischen Grenze. "Wir werden 240.000 Wohnungen in der Region bauen", sagte der Minister nach Angaben der privaten türkischen Nachrichtenagentur IHA. Die Wohneinheiten sollen demnach in drei Jahren fertig sein.

Grundsteinlegung mit Gebet: Süleyman Soylu mit blauem Hemd in der Mitte.
(Foto: picture alliance / AA)
In den Wohnungen würden sich die derzeit in der Türkei lebenden syrischen Geflüchteten "im Rahmen einer würdigen, freiwilligen und sicheren Rückkehr niederlassen", erklärte der Minister, der - von einem großen Aufgebot an türkischem Militär und Panzern begleitet - einen Rundgang über die Baustelle auf einem ehemaligen Flugplatz machte. An der Finanzierung des Wohnungsprojekts beteiligt ist auch der Staatsfonds des Golfemirats Katar.
Seit Beginn des Bürgerkriegs in Syrien im Jahr 2011 hat das Nachbarland Türkei mehr als drei Millionen Geflüchtete aufgenommen. Die angestrebte Rückkehr der Menschen ist ein zentrales Thema im Präsidentschaftswahlkampf, der am Sonntag (28. Mai) in die zweite Runde geht.
Endspurt im Wahlkampf
Da im ersten Durchgang am 14. Mai kein Kandidat die nötige absolute Mehrheit erhalten hatte, treten Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan und Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu in einer Stichwahl gegeneinander an. Erdogan hatte die absolute Mehrheit in der ersten Runde nur knapp verfehlt, Kilicdaroglu lag rund fünf Prozentpunkte hinter ihm.
Erdogan hatte bereits am 8. Mai angekündigt, dass sein Land mit Unterstützung internationaler Hilfsorganisationen 200.000 Wohnungen an 13 Standorten in Nordsyrien bauen wolle, um die Rückkehr von einer Million derzeit in der Türkei lebender Geflüchteter zu ermöglichen. Soylu besuchte im November bereits ein weiteres Bauprojekt für Geflüchtete in Idlib.
Auch Sozialdemokrat Kilicdaroglu rückte die Flüchtlingsfrage nach seiner Niederlage im ersten Wahldurchgang verstärkt in den Fokus seiner Kampagne und verkündete, er werde "alle Flüchtlinge nach Hause schicken", sobald er an der Macht sei. Damit zielt Kilicdaroglu auch auf 5,2 Prozent der Wähler ab, die vor knapp zwei Wochen ihre Stimme dem dritten Präsidentschaftskandidaten, dem Ultranationalisten Sinan Ogan, gegeben hatten.
Quelle: ntv.de, mpe/AFP