Ausbildung und Bewaffnung Türkei bietet Irak Hilfe an
20.11.2014, 18:21 Uhr
Das Nato-Mitglied Türkei gilt als stärkste Militärmacht im Nahen Osten.
(Foto: REUTERS)
Lange ziert sich die Türkei, im Kampf gegen den IS militärisch tätig zu werden - auch wegen der angespannten Beziehungen zum Irak. Mit dessen neuer Regierung kommt Ankara nun besser klar, weswegen es dem Nachbarn jetzt konkrete Hilfe anbietet.
Die Regierung der Türkei hat dem Nachbarland Irak im Kampf gegen die Terroristen des Islamischen Staats (IS) Militärhilfe angeboten. Wie der irakische Ministerpräsident Haidar al-Abadi nach einem Treffen in Bagdad sagte, wolle sein Land einen Vorschlag seines türkischen Kollegen Ahmet Davutoğlu prüfen.

Iraks Premier Al-Abadi (r.) kündigte an, den Vorschlag seines türkischen Kollegen Davutoğlu zu prüfen.
(Foto: AP)
Dabei soll unter anderem diskutiert werden, ob Einsatzkräfte der geplanten irakischen Nationalgarde in der Türkei ausgebildet werden und ob möglicherweise auch eine Bewaffnung der irakischen Truppen durch das Nato-Mitglied Türkei infrage komme.
Im Irak wird seit einigen Wochen über die Bildung einer Nationalgarde in den Provinzen diskutiert. Sie soll die sunnitischen Milizen in den Kampf gegen die IS-Extremisten einbinden. Die eigentliche irakische Armee wird von Schiiten dominiert. Daneben gibt es schiitische Milizen, die ebenfalls gegen den IS vorgehen. Die sunnitischen Stämme sind in ihrer Haltung gespalten. Kritiker warnen, die Bildung einer Nationalgarde leiste dem Zerfall des Landes Vorschub.
Der Besuch des türkischen Premiers in der Hauptstadt des Irak markiert nach Monaten der angespannten Beziehung zwischen beiden Ländern wieder eine Annäherung. Der mehrheitlich schiitische Irak hatte in den vergangenen Wochen auch wieder einen Schritt auf das sunnitische Königreich Saudi-Arabien zugetan. Alle drei Staaten sowie andere Länder der Region betrachten den IS mittlerweile als große Bedrohung für ihre Sicherheit.
Al-Abadi verbessert Iraks Beziehungen
Der Türkei wurde in den vergangenen Monaten mehrfach vorgeworfen, der Bedrohung durch den IS nicht energisch entgegenzutreten. Grund dafür war zum einen die Geiselnahme von über 40 türkischen Staatsbürgern durch die Terroristen und die Angst Ankaras vor Anschlägen im eigenen Land. Zum anderen jedoch auch die mäßigen Beziehungen zum Nachbar Irak, die sich unter Al-Abadi bedeutend zu bessern scheinen.
Davutoğlu sagte in Bagdad, dass seine Regierung im Kampf gegen den Terrorismus zu einer Geheimdienstkooperation mit dem Irak bereit sei. Zugleich dementierte er Vorwürfe, nach welchen seine Regierung IS-Kämpfer die türkische Grenze Richtung Syrien passieren lasse.
Die Extremisten des IS beherrschen ein großes zusammenhängendes Gebiet in Syrien und dem Irak. Vor allem in der Regierungszeit von Al-Abadis Vorgänger Nuri al-Maliki hatten sich die Beziehungen zwischen dem Irak und seinen sunnitischen Nachbarn dramatisch verschlechtert. Kritiker warfen Al-Maliki vor, die schiitisch dominierte Regierung diskriminiere die sunnitische Minderheit im Land.
Als der Vormarsch des IS begann, beschuldigte wiederum Al-Maliki andere Staaten der Region, sie unterstützten die sunnitischen Extremisten. Seit Al-Abadis Amtsantritt Mitte August haben sich die Beziehungen jedoch verbessert.
Mitte November reiste der irakische Präsident Fuad Massum zu einem seltenen Staatsbesuch nach Saudi-Arabien. In dieser Woche weilte der irakische Parlamentspräsident Salim al-Dschaburi in Riad. Das Königreich gehört zu den arabischen Staaten, die die Luftschläge der US-Luftwaffe gegen den IS in Syrien unterstützen.
Quelle: ntv.de, bwe/dpa