"Von Europa alleingelassen" Türkei will IS-Kämpfer zurückschicken
02.11.2019, 15:57 Uhr
Türkisches Militär patrouilliert seit Freitag gemeinsam mit russischen Soldaten im Norden Syriens.
(Foto: REUTERS)
Nach ihrer umstrittenen Militäroffensive in Nordsyrien nimmt die Türkei einige Kämpfer des Islamischen Staates fest. Die Islamisten waren während der Kämpfe aus kurdischen Lagern ausgebrochen. Der türkische Innenminister kündigt nun an, IS-Mitglieder mit europäischen Pässen in ihre Heimat zurückzuschicken.
Die Türkei will die im Zuge der Militäroffensive in Nordsyrien gefangengenommenen IS-Extremisten in ihre Heimatländer zurückschicken. Das teilte Innenminister Süleyman Soylu mit. Der Minister kritisierte zugleich, dass die europäischen Staaten die Türkei in der Frage des Umgangs mit den IS-Häftlingen alleinließen. "Das ist für uns nicht akzeptabel. Es ist auch unverantwortlich", sagte er. Die Türkei werde daher die festgenommenen IS-Kämpfer in ihre Heimat zurückschicken.
Die Türkei hat im vergangenen Monat mit einer Offensive gegen die Kurden-Miliz YPG im Nordosten Syriens einen 120 Kilometer langen Grenzstreifen unter ihre Kontrolle gebracht. Dabei fasste das Militär auch einige Mitglieder der Islamisten-Miliz IS, die im Zuge der Offensive dort aus Gefängnissen geflohen waren. In der Region hatte das von der YPG dominierte Rebellenbündnis SDF die Lager mit IS-Häftlingen bewacht.
Die Türkei erachtet die Kurden-Miliz, die im Bündnis mit den USA die IS-Extremisten in Syrien niedergerungen hat, als Terror-Organisation. Die Führung in Ankara fürchtet vor allem ein Erstarken der Kurden jenseits ihrer Südgrenze und damit auch der nach Autonomie strebenden Kurden auf türkischem Staatsgebiet.
Türkisches Militär gemeinsam mit russischen Soldaten unterwegs
Nach ihrem Abkommen über den Norden Syriens begannen die Türkei und Russland am Freitag mit gemeinsamen Patrouillen an der türkisch-syrischen Grenze. Dem türkischen Verteidigungsministerium zufolge gingen die Militärs zunächst nahe der syrischen Grenzstadt Al-Darbasia auf Streife. Das Moskauer Verteidigungsministerium bestätigte, die erste Patrouille sei gestartet worden. Die Streifen sollen überwachen, dass sich in dem Grenzgebiet keine Kämpfer der YPG mehr aufhalten.
Am vergangenen Wochenende hatte US-Präsident Donald Trump die Öffentlichkeit über einen schweren Schlag gegen den IS unterrichtet. Trump schilderte, wie IS-Chef Abu Bakr al-Bagdadi sich bei einem Einsatz von US-Spezialkräften im Nordwesten Syriens selbst in die Luft sprengte. Auch die Kurdenmilizen hatten demnach ihren US-Verbündeten geholfen, den Aufenthaltsort des meistgesuchten Terroristen der Welt in der syrischen Provinz Idlib aufzuspüren.
Quelle: ntv.de, mau/rts/dpa