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18 Tote in Polizeigewahrsam UN dokumentieren massive Folter durch Taliban

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In afghanischem Polizeigewahrsam sind Menschenrechte oft Mangelware.

In afghanischem Polizeigewahrsam sind Menschenrechte oft Mangelware.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Von Folter bis zu Tötungen - die Vorwürfe wiegen schwer: Seit Anfang 2022 zählen die UN mehr als 1600 Menschenrechtsverstöße in Afghanistan. Für die Erpressung von Geständnissen würden perfide Methoden angewandt, heißt es.

Die Vereinten Nationen haben zahlreiche Menschenrechtsverletzungen im Rahmen von Inhaftierungen unter den Taliban beklagt. Die UN-Mission in Afghanistan (Unama) dokumentierte seit Anfang 2022 insgesamt mehr als 1600 Menschenrechtsverstöße, wie aus einem Bericht hervorgeht. Bei knapp der Hälfte der dokumentierten Fälle handelte es sich um Gewalt, physische wie psychischer Folter bei der Festnahme oder in Haft.

Laut dem Bericht kamen 18 Menschen im Polizeigewahrsam ums Leben. Unama machte den berüchtigten Taliban-Geheimdienst GDI für einen Großteil der Menschenrechtsverstöße verantwortlich. Auch die Polizei der regierenden Islamisten war demnach an Gewalt und Folter beteiligt. In weiteren Fällen verwehrten die Behörden Gefangenen etwa das Recht auf einen Anwalt, benachrichtigten keine Angehörigen oder teilten den Grund für die Inhaftierung nicht mit.

"Bei dem Versuch, Geständnisse oder andere Informationen zu erpressen, wurden die Gefangenen durch Schläge, Elektroschocks, Erstickung, Stresspositionen und erzwungene Wassereinnahme sowie durch das Verbinden der Augen und Drohungen schweren Schmerzen und Leiden ausgesetzt", beklagte Unama. Knapp ein Viertel der Fälle bezog sich auf Erfahrungen von Medienschaffenden und Aktivisten, rund ein Fünftel von Beamten oder Militärangehörigen der ehemaligen Regierung.

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Unama steht dem Bericht zufolge im Austausch mit den Behörden über die Zustände. Es gebe eine Zusammenarbeit mit Polizei, GDI und den Strafvollzugsbehörden in den Provinzen, hieß es in dem Bericht. "Allerdings mit unterschiedlichem Maß an Offenheit", fügte Unama hinzu. Die UN-Mission setzt sich demnach für eine Verbesserung der Haftbedingungen ein, indem etwa Veranstaltungen für internationale Standards angeboten werden. Die Taliban erklärten als Reaktion, die Missstände mit einem neuen Gesetz aufarbeiten zu wollen.

Die Taliban hatten im August 2021 in Afghanistan nach rund zwei Jahrzehnten wieder die Macht an sich gerissen. Trotz der Ankündigung, moderater zu regieren, wurde ihre Herrschaft zuletzt autoritärer und dogmatischer.

Quelle: ntv.de, ara/dpa

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