"Meere sind in Gefahr" UN scheitern erneut bei Hochsee-Abkommen
27.08.2022, 14:39 Uhr
Ein Finnwal schwimmt zwischen einem Hochseefischer und einem Boot der Walbeobachter hindurch.
(Foto: picture alliance / WILDLIFE)
Die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen können sich auch beim aktuellen Anlauf nicht auf ein Hochsee-Abkommen einigen. Das kritisieren Umweltorganisationen, denn nichts Geringeres als die Gesundheit der Meere steht auf dem Spiel.
Seit 15 Jahren wird bereits um ein internationales Hochsee-Abkommen zum Schutz der Weltmeere gerungen - nun ging auch eine erneute Verhandlungsrunde der UN-Mitgliedstaaten ohne Ergebnis zu Ende. "Obwohl wir hervorragende Fortschritte gemacht haben, brauchen wir noch etwas mehr Zeit, um die Ziellinie zu erreichen", sagte Konferenzleiterin Rena Lee nach zweiwöchigen Gesprächen in New York. Umweltverbände befürchten nun eine weitere Verschlechterung der "Gesundheit der Meere". Die ohne Ergebnis beendeten Verhandlungen sollten zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgenommen werden, kündigte Lee an. Ein Termin dafür stehe aber noch nicht fest.
Die UN-Mitgliedstaaten ringen seit 15 Jahren um ein Abkommen zum Schutz der Biodiversität in der Hochsee, die jetzige formale Verhandlungsrunde war bereits die fünfte ihrer Art. Nach Angaben aus Diplomatenkreisen waren die Gespräche dabei zwar zwischenzeitlich gut vorangekommen, einige Streitfragen blieben aber ungeklärt. Nun soll die UN-Vollversammlung zu einem unbekannten Zeitpunkt die Verhandlungen wieder aufnehmen.
Neue Schutzzonen dringend nötig
Als Hochsee oder Hohe See werden rund 60 Prozent der Weltmeere bezeichnet, die nicht unter die ausschließliche Wirtschaftszone eines Staates fallen, da sie weiter als 370 Kilometer von der nächsten Küste entfernt sind. Derzeit wird nur etwa ein Prozent der Hochsee durch internationale Abkommen geschützt. Bei den Verhandlungen geht es nun unter anderem darum, wann und wie weitere Schutzzonen in den Meeren geschaffen werden können.
Eines der sensibelsten Themen ist zudem die Aufteilung möglicher Gewinne durch genetische Ressourcen in internationalen Gewässern, in denen Pharma-, Chemie- und Kosmetikindustrie auf den Fund von "Wundermitteln" hoffen. Die äußerst kostspielige Suche danach können sich nur internationale Großkonzerne oder reiche Nationen leisten; ärmere Länder wollen von möglichen Gewinnen aber nicht ausgeschlossen werden. Sie argumentieren, dass der Reichtum der Meere allen gehöre.
Meere brauchen mehr Schutz
Das erneute Scheitern der Verhandlungen stieß auf teils scharfe Kritik von Umweltschutzorganisationen, die auf einen besseren Schutz der Weltmeere angesichts der Gefahren durch Erderwärmung, Verschmutzung und Überfischung dringen. Die Ozeane produzieren die Hälfte des Sauerstoffs in der Erdatmosphäre und nehmen einen erheblichen Teil des Kohlendioxids auf, das durch menschliche Aktivitäten ausgestoßen wird.
"Es ist empörend und auch traurig, dass die UN immer noch kein Abkommen zum Schutz der Hohen See beschlossen hat", erklärte Greenpeace. Das Ziel vieler Staaten, bis 2030 mindestens 30 Prozent der Hohen See unter Schutz zu stellen, sei nun schwieriger zu erreichen.
Dem Umweltverband WWF zufolge sorgt die Verzögerung dafür, "dass sich die Gesundheit der Meere weiter verschlechtert". Es seien zwar in vielen Bereichen Fortschritte erzielt worden. Um ein Abkommen zu erreichen, müssten sich die Staats- und Regierungschefs der beteiligten Länder aber stärker engagieren.
Quelle: ntv.de, jaz/AFP