Hochverrat von Ex-Ballerina? US-Bürgerin drohen 20 Jahre Haft in Russland
21.02.2024, 18:21 Uhr Artikel anhören
Die 33-Jährige wurde im russischen Jekaterinburg festgenommen, wohnt aber in Los Angeles.
(Foto: picture alliance/dpa/Russian Federal Security Service)
Vor einigen Wochen verhaftet der russische Inlandsgeheimdienst eine russisch-amerikanische Doppelstaatsbürgerin. Nun stellt sich heraus, dass es sich um eine ehemalige Balletttänzerin handelt. Der Frau wird vorgeworfen, die ukrainische Armee zu unterstützen.
Im Fall der in Russland verhafteten russisch-amerikanischen Doppelstaatsbürgerin gibt es neue Informationen. Laut Mediazona soll es sich bei ihr um die 33-jährige ehemalige Balletttänzerin Ksenia Karelina handeln. Russlands wichtigste Sicherheitsbehörde, der Föderale Inlandsgeheimdienst FSB, behauptet, sie lebe bereits seit zehn Jahren in Los Angeles und habe Gelder gesammelt, "die für den Kauf medizinischer Gegenstände, Ausrüstung und Munition" im Ukraine-Krieg verwendet wurden. Ihr droht eine Klage wegen Hochverrats. Bei Verurteilung drohen ihr 20 Jahre Haft.
Laut der Gruppe Perviy Otdel hat der FSB Karelina bereits Ende Januar in Jekaterinburg verhaftet. Seitdem sitzt sie offenbar in Untersuchungshaft. Insgesamt soll sie 51,80 Dollar an eine ukrainische Hilfsorganisation gespendet haben. Belege dafür gibt es nicht. Kürzlich veröffentlichte die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Novosti ein Video, das angeblich zeigt, wie die Frau, die eine weiße Mütze trägt, die ihre Augen bedeckt, in Handschellen gelegt und von maskierten Sicherheitsbeamten abgeführt wird.
Sie wuchs in Jekaterinburg auf
Karelina soll 2021 die US-Staatsbürgerschaft erhalten haben, zumindest geht das aus ihrem Profil auf dem russischen sozialen Netzwerk VKontakte hervor. Die "New York Times" berichtete zudem von einem Interview mit der ehemaligen Schwiegermutter Karelinas, Eleanora Srebroski. Sie sagte, dass Karelina in Jekaterinburg aufwuchs und im Rahmen eines Arbeitsstudienprogramms vor zehn Jahren in die Vereinigten Staaten reiste.
Karelina arbeitete laut "New York Times" bereits acht Jahre in einem Hotel in Los Angeles als Kosmetikerin und Spa-Managerin. In einer Erklärung des Hotels heißt es, dass sie nach Russland gereist sei, um ihre 90-jährige Großmutter, ihre Eltern und eine jüngere Schwester zu besuchen, und dass sie jetzt in einem russischen Gefängnis festgehalten werde, weil sie zu Unrecht des Verrats beschuldigt werde.
Geiselnahmen via Verhaftung
In den letzten Jahren führte die Inhaftierung amerikanischer Staatsbürger zu dem Verdacht, dass der Kreml sie als Aktivposten betrachtet, die gegen in den Vereinigten Staaten und anderen westlichen Ländern inhaftierte hochrangige Russen ausgetauscht werden sollen. Erst kürzlich sagte ein Russland-Experte in einem Interview mit dem US-Sender "Inside Edition", der Kreml nehme Menschen als Geiseln, die die Öffentlichkeit sympathisch findet, und benutze sie als Handelsware.
Noch am selben Tag, als die Verhaftung Karelina publik wurde, wies ein Moskauer Gericht den Antrag von Evan Gershkovich, einem amerikanischen Reporter des "Wall Street Journal", den Russland im vergangenen Frühjahr wegen Spionage verhaftet hatte, auf Aufhebung seiner Untersuchungshaft ab. Das Gericht entschied, dass Evan Gershkovich - der ebenso wie sein Arbeitgeber und die amerikanische Regierung die gegen ihn erhobenen Vorwürfe bestritten hat - mindestens bis Ende März in Haft bleiben muss.
Quelle: ntv.de, tkr