Politik

Russland entsendet eigene Beamte US-Denkfabrik: Ukrainer verweigern Kollaboration

Auf diesem Amt in der besetzten Stadt Cherson werden nur noch russische Pässe an die Bevölkerung verteilt.

Auf diesem Amt in der besetzten Stadt Cherson werden nur noch russische Pässe an die Bevölkerung verteilt.

(Foto: picture alliance / AA)

Ukrainische Städte wie Mariupol oder Cherson befinden sich seit Wochen unter russischer Kontrolle. Doch die Besatzer haben Berichten zufolge Probleme damit, Kriegsschäden zu beseitigen und eine Art staatlicher Grundversorgung aufzubauen. Deshalb wird Personal aus der Heimat abgezogen.

Große Teile der ukrainischen Bevölkerung weigern sich Berichten zufolge, in besetzten Gebieten mit russischen Truppen und Beamten zusammenzuarbeiten. Das meldet die US-amerikanische Denkfabrik Institute for the Study of War unter Berufung auf mehrere ukrainische Medienberichte. Der Kreml sei daher dazu gezwungen, zusätzliche Beamte und Arbeiter in Städte wie Mariupol zu entsenden, um eine Art staatliche Grundversorgung in den besetzten Gebieten aufzubauen.

Demnach haben die Besatzungstruppen derzeit Schwierigkeiten, in eroberten Gebieten Schutt zu beseitigen, Geschäfte wiederzueröffnen und eine Verwaltung aufzubauen. Unter anderem sei die russische Promswjasbank daran gescheitert, drei Filialen in der Region Cherson zu eröffnen, weil sich zu viele Ukrainerinnen und Ukrainer geweigert hätten, dort zu arbeiten. Die Banken sind für die Angliederung der besetzten Gebiete an Russland wichtig. Sie sollen die ukrainische Landeswährung Hrywnja gegen den russischen Rubel eintauschen.

Auch in der Region um die selbsternannte Volksrepublik Luhansk herum sorgt mangelnde Kollaboration den Berichten zufolge für Schwierigkeiten. Demnach musste Russland Ärzte und anderes medizinisches Personal aus den Millionenstädten Nowosibirsk und Wolgograd einfliegen, weil Mediziner der örtlichen Bevölkerung in neu besetzten Gebieten die Behandlung verweigern.

Anweisungen zur Sabotage

Um den Widerstand zu brechen, setzen die russischen Truppen demnach auf Erpressung. Den Berichten zufolge verweigern sie die Herausgabe von Nahrungsmitteln und humanitärer Hilfe, um die Bevölkerung zur Kollaboration zu zwingen.

Russland setzt zudem darauf, dass prorussische Ukrainer in nicht besetzten Gebieten den Zusammenhalt der ukrainischen Bevölkerung sabotieren. Der ukrainische Militärgeheimdienst GRU meldet, dass die russischen Truppen ein "Handbuch zur Organisation des Widerstands gegen die Marionettenregierung in Kiew" herausgegeben haben. Darin werden prorussische Ukrainer zur Arbeitssabotage in fast allen gesellschaftlichen Bereichen gedrängt. Unter anderem wird ihnen empfohlen, bei der Arbeit besonders schlechte Ausrüstung, Materialien und Waren an Kolleginnen und Kollegen zu verteilen oder besonders viel Zeit auf der Toilette zu verbringen. In medizinischen Berufen sollen sie demnach besonders verschwenderisch mit Medikamenten und Verbandsmaterialien umgehen.

Quelle: ntv.de, chr

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