Angriffe auf Charkiw nehmen zu US-Denkfabrik warnt vor Offensive auf Kupjansk
06.01.2024, 12:32 Uhr Artikel anhören
Mitte Dezember: Oberfeldwebel der ukrainischen Nationalgarde erhalten eine Spezialausbildung unter Feldbedingungen in der Region Charkiw.
(Foto: picture alliance/dpa/Ukrinform)
Die Stadt Kupjansk liegt kurz hinter der Frontlinie im Nordosten der Ukraine. Russland könnte erneut versuchen, den wichtigen Eisenbahnknoten zu erobern, meinen Militär-Analysten aus den USA. Zudem gibt es Befürchtungen, dass auch der zweitgrößten ukrainischen Stadt ein Großangriff bevorsteht.
US-Militärexperten warnen vor einer möglichen neuen Offensive Russlands im Nordosten der Ukraine. "Russische Kräfte könnten in den kommenden Wochen ihre Anstrengungen verstärken, Kupjansk im Gebiet Charkiw zu erobern", schreiben die Analysten des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) in ihrem Bericht von Freitagabend (Ortszeit). Die dort stationierten Einheiten sind ihrer Ansicht nach weniger abgenutzt als die andernorts angreifenden russischen Truppen.
Der ukrainische Generalstab meldete am Samstagmorgen in seinem täglichen Lagebericht sieben abgewehrte Angriffe auf die Siedlung Synkiwka unweit von Kupjansk. Kupjansk ist ein strategisch wichtiger Eisenbahnknoten. Die Stadt wird vom Fluss Oskil in zwei Hälften geteilt. Die Ukrainer halten bei Kupjansk nur noch einen begrenzten Landstreifen östlich des Oskil. Nachdem das ukrainische Militär bei seiner Gegenoffensive im Herbst 2022 an dieser Stelle noch teilweise bis in das benachbarte Gebiet Luhansk vordringen konnte, ist es inzwischen wieder in der Defensive.
Angriffe auf Charkiw nehmen zu
Auch die Raketen- und Artillerieangriffe auf das Gebiet Charkiw und die Millionenstadt selbst haben zuletzt deutlich zugenommen. Nach einem Raketeneinschlag in Kupjansk sei in der Nacht eine 61-jährige Frau aus den Trümmern gerettet und ins Krankenhaus gebracht worden, teilte der Militärgouverneur der Region, Oleh Synjehubow, mit.
Die britische Tageszeitung "The Telegraph" hatte vor wenigen Tagen die steigende Zahl der Luftangriffe auf das Gebiet Charkiw mit einer bevorstehenden Offensive verbunden. Bereits am Wochenende könnte die Zahl der Raketen- und Artillerieschläge eskalieren, ab dem 15. Januar dann eine Bodenoffensive der Russen auf das Gebiet Charkiw beginnen, prognostizierte das Blatt.
Das weckte Spekulationen, dass Kremlchef Wladimir Putin vor der anstehenden Präsidentenwahl in Russland im März versuchen könnte, die Millionenstadt Charkiw zu erobern. Die zweitgrößte Stadt der Ukraine liegt nur etwa 40 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Nach Angaben ukrainischer Militärs ist allerdings bislang keine russische Truppenkonzentration in der Region auszumachen.
Quelle: ntv.de, hul/dpa