ABC beugt sich Trump US-Sender setzt Jimmy Kimmels Show nach Kirk-Kommentaren ab
18.09.2025, 02:53 Uhr Artikel anhören
Kein Trump-Freund: Jimmy Kimmel.
(Foto: picture alliance / Richard Shotwell/Invision/AP)
Die Trump-Regierung betont immer wieder, wie wichtig ihr die Meinungsfreiheit ist - meint damit aber nur die des eigenen Lagers. Mit Jimmy Kimmel muss nun einer der reichweitenstärksten Kritiker des US-Präsidenten vorerst seinen Sendeplatz räumen.
Der US-Sender ABC setzt die Talkshow des prominenten Fernsehmoderators Jimmy Kimmel ab, nachdem sich dieser über das Attentat auf den rechten Aktivisten Charlie Kirk geäußert hatte. Die Sendung werde "in absehbarer Zukunft" nicht mehr ausgestrahlt, teilte der zum Disney-Konzern gehörende Sender mit. Begründet wird der Schritt mit Kimmels Äußerungen über den getöteten Vertrauten von Präsident Donald Trump. An welchen Worten genau die Entscheidungsträger Anstoß nahmen, blieb offen.
Kimmel hatte in seiner Show zuletzt suggeriert, dass der mutmaßliche Attentäter Tyler Robinson Teil der MAGA-Bewegung des US-Präsidenten gewesen sei. Trump hatte für das Attentat die politische Linke verantwortlich gemacht, noch bevor ein Verdächtiger gefasst war. Ob und in welcher Richtung die Tat ideologisch geprägt war, ist derzeit noch unklar.
Kimmels Worte hatten scharfe Kritik des von Trump ernannten Chefs der US-Medienaufsichtsbehörde FCC, Brendan Carr, hervorgerufen. Die Sendergruppe Nexstar Media Group kündigte an, die Show auf ihren 32 ABC-Partnersendern nicht mehr auszustrahlen. "Herr Kimmels Kommentare zum Tod von Herrn Kirk sind beleidigend und unsensibel in einer kritischen Phase unseres nationalen politischen Diskurses", teilte die Produktionsfirma der täglich von Millionen Menschen geschauten Show mit. Ob Kimmels Show überhaupt wieder aufgenommen wird, ist angesichts der aufgeheizten Stimmung in den USA fraglich.
Noch mehr US-Talker auf Trumps Abschussliste
In den Vereinigten Staaten tobt ein erbitterter Streit darüber, wie sich über den Tod Kirks geäußert werden darf. Der hatte sich als Vorkämpfer der Meinungsfreiheit inszeniert und rechte bis rechtsextreme Ansichten verbreitet. Trump und seine Regierung haben angekündigt, gegen Kommentatoren vorzugehen, die sich ihrer Meinung nach nicht angemessen zu dem erschossenen 31-Jährigen äußern. Presse- und Meinungsfreiheit bleiben dabei auf der Strecke.
Erst im Juli hatte der US-Sender CBS die in den USA meistgesehene Late-Night-Show von Stephen Colbert abgesetzt. Dessen Satiresendung hatten Trump und Mitglieder seiner Regierung immer wieder scharf kritisiert. CBS begründete die Absetzung der Show mit "rein finanziellen Entscheidungen". Trump hat keinen Zweifel daran gelassen, dass ihm neben Colbert vor allem Jimmy Kimmel ein Dorn im Auge sei. Die US-Talkmaster machen sich in pointierter und teils derber Art und Weise über den US-Präsidenten und dessen autoritären Tendenzen lustig und bilden damit in den Augen vieler Beobachter ein wichtiges Gegengewicht zur politisch einseitigen Kommunikation des Weißen Hauses.
"Tolle Neuigkeiten für Amerika", kommentierte Trump die Personalie auf seiner Plattform Truth Social. "Glückwunsch an ABC, dass sie endlich den Mut hatten, das zu tun, was getan werden musste." Der Präsident nahm zudem die verbliebenen Comedians Jimmy Fallon und Seth Meyers ins Visier, die er "zwei totale Versager" nannte. Der Sender NBC müsse nun folgen und ihre Shows ebenfalls absetzen. Trumps formulierte es als klare Aufforderung: "Tu es, NBC!!!"
Kaum einer greift den Republikaner mit schärferem Spott an als Kimmel, Colbert und andere Talker wie Meyers, Fallon und John Oliver. Mit ihren komödiantischen Spitzen enttarnen sie politische Falschbehauptungen und populistische Absurditäten der Regierung direkter als jede Nachrichtensendung. Die Shows nutzen dabei ihre im Vergleich zu nüchterner formulierenden News-Journalisten größeren Freiheiten, geben sich betont subjektiv und halten sich sprachlich nicht zurück.
Anders als die meisten Nachrichtenmoderatoren sprechen sie in diesem Zusammenhang beispielsweise nicht von "Unwahrheiten", sondern von "Lügen", nicht von "skurrilen Auftritten", sondern "Peinlichkeiten". Aus ihrer Abneigung gegenüber Trump und dessen Regierungsmethoden machen Kimmel und Co. dabei keinen Hehl. Trump nimmt derlei Kritik persönlich und versucht, kritisch berichtende Medien auch mit juristischen Mitteln auf Regierungslinie zu bringen, wie nicht nur die jüngste Milliarden-Klage gegen die "New York Times" zeigt.
Quelle: ntv.de, ino/dpa/rts