"Eisjungfrau" fürs Weiße Haus Das ist Trumps "am meisten gefürchtete" Stabschefin Susie Wiles
09.11.2024, 12:26 Uhr Artikel anhören
Susie Wiles war vorwiegend in Florida aktiv - nun ist sie ganz oben angelangt.
(Foto: dpa)
Niemand in Trumps Umfeld ist besser informiert und wichtiger als Susie Wiles. Nun hat der kommende US-Präsident sie zu seiner Stabschefin ernannt. Schon seit Jahrzehnten zieht sie Fäden im Hintergrund.
Es ist die Wahlnacht in West Palm Beach, Donald Trump steht mit seiner Familie und seinen engen Mitarbeitern auf einer Bühne und lässt sich feiern. Fox News hat ihn schon zum Wahlsieger ausgerufen, weitere US-Medien werden später nachziehen. Da bittet Trump seine Wahlkampfchefs Susie Wiles und Chris LaCivita ans Mikrofon. Wiles möchte nicht; sie äußert sich selten öffentlich. "Susie bleibt lieber im Hintergrund", sagt Trump wohlwollend: "Wir nennen sie die Eisjungfrau."
Nur zwei Tage später ernennt Trump sie zu seiner zukünftigen Stabschefin im Weißen Haus. In seiner ersten Amtszeit hatte der Republikaner vier Stabschefs verbrannt. Wiles' Chancen, dem gleichen Schicksal wie ihre Vorgänger zu entrinnen, stehen gut. Sie ist kein Lautsprecher, sie inszeniert sich nicht. Sie macht ihren Job und stellt sich vor ihre Chefs. Für Trump bereits seit über vier Jahren. Nun wird sie die erste Stabschefin in der Geschichte der USA.
Die heute 67-Jährige kommt aus einer Zeit, als republikanische Politik noch nicht so war, wie sie heute ist. Die öffentlichen Beschimpfungen, die Lügen, die Eskalation. Seit mehr als 40 Jahren ist sie in der Politik, war für Präsidenten und Kongressmitglieder in Washington D.C. tätig, sowie für Gouverneure und Bürgermeister in Florida. Wiles arbeitete für Ronald Reagan während seines Wahlkampfs 1980, in seiner Präsidentschaft im Weißen Haus von 1981 bis 1989 und danach, sowie für die Kampagne des späteren Präsidenten George H.W. Bush.
Sie war bei ihren Posten etwas, das Trump mehr als alles andere schätzt: loyal. Wiles verhalf Rick Scott, heute Senator für Florida, zu seinem Gouverneursposten im Bundesstaat. Sie rettete auch die Kampagne von Ron DeSantis, der auf Scott folgte. In Florida organisierte Wiles dann Trumps Wahlkampf vor vier Jahren. Der verlor zwar das Weiße Haus - nicht aber den Bundesstaat. Der Republikaner bat Wiles, zu bleiben. Seither ist sie an seiner Seite. Der triumphale Wahlsieg gegen Kamala Harris hat ihre Stellung noch mehr gefestigt.
"Ihre Tentakel waren überall"
Kritik daran, dass sie für Trump tätig sein wird, ein Job, den manche mit Helfern von Autokraten und Totalitären verglichen, nannte sie vor einigen Monaten "abscheulich". In einem langen Porträt beschrieb "Politico" sie im Juni als die "am meisten gefürchtete und am wenigsten bekannte politische Funktionärin in Amerika". Dem Autor sagte Wiles über ihre Kritiker: "Sie kennen die inneren Abläufe in Trumps Welt nicht. Sie wissen es nicht. Und deshalb haben sie meiner Meinung nach kein Recht, so zu urteilen." Diese Leute wüssten nicht, warum sie für Trump arbeite. Sie wolle "gebraucht werden", sagte sie.
Menschen aus ihrem beruflichen Umfeld beschreiben sie in US-Medien als eine Art wandelnde Informationsdatenbank mit riesigem Kontaktnetzwerk, wodurch sie sich nahezu unverzichtbar machen kann. "Ihre Tentakel waren überall", wird ein Journalist aus Florida zitiert. Wiles soll durch ihre Beziehungen zur Presse immer wieder Informationen durchgestochen haben, die Mitarbeiter zu Bauernopfern machten - mit dem Ziel, den Politiker zu schützen, für den sie tätig war.
Das dürfte Trump gefallen. Ebenso, dass seine neue Stabschefin ihren Chefs das Rampenlicht überlässt. Unter ihren Stärken seien "Ordnung ins Chaos bringen", "Wahrnehmungen steuern" und "Krisenkommunikation", führt Wiles auf ihrem LinkedIn-Profil auf. All das wird sie in Trumps zweiter Präsidentschaft gut gebrauchen können.
Quelle: ntv.de