Weitere Seeminen gelegt USA rechnen mit russischen Angriffen auf zivile Schiffe
20.07.2023, 04:08 Uhr Artikel anhören
Seit dem letzten Sommer konnten Handelsunternehmen Agrarprodukte aus der Ukraine verschiffen. Dann wollte Russland den Getreide-Deal nicht mehr zu den bisherigen Konditionen verlängern.
(Foto: dpa)
Nach dem Auslaufen des Getreideabkommens lässt Moskau die Säbel rasseln: Alle Schiffe, die ukrainische Häfen ansteuern, seien potenzielle Ziele. Laut US-Geheimdienstinformationen könnte Russland tatsächlich Angriffe planen.
Russland erwägt nach Angaben der USA Angriffe auf zivile Schiffe mit Getreide aus der Ukraine im Schwarzen Meer. "Das russische Militär könnte seine Angriffe auf ukrainische Getreideanlagen ausweiten auf Angriffe auf zivile Schiffe", sagte Adam Hodge, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA.
Die Annahmen beruhten auf neu freigegebenen Geheimdienstinformationen, fuhr Hodge fort. Seinen Angaben zufolge "deuten unsere Informationen darauf hin, dass Russland zusätzliche Seeminen in den Zufahrten zu ukrainischen Häfen gelegt hat". Die USA glaubten, dies sei eine "koordinierte Anstrengung, um Angriffe auf zivile Schiffe im Schwarzen Meer zu rechtfertigen und die Ukraine für diese Angriffe verantwortlich zu machen".
Nach dem Ende des Getreideabkommens hatte das russische Verteidigungsministerium angekündigt, alle Schiffe im Schwarzen Meer mit dem Ziel Ukraine ab Donnerstag als Schiffe einzustufen, "die potenziell militärische Ladung transportieren". Zudem würden Länder, unter deren Flagge Frachtschiffe auf dem Weg in ukrainische Häfen fahren, künftig als Konfliktparteien auf Seiten Kiews gewertet. Damit reagiert Moskau auf die Ankündigung des ukrainischen Präsidenten Selenskyj, die Ukraine werde weiter Getreide über den Hafen von Odessa ausführen.
In den letzten beiden Nächten hatten russische Truppen mehrere Hafenanlagen angegriffen und Getreideterminals zerstört. Auch in der Nacht zu Donnerstag registrierte die ukrainische Luftwaffe Abschüsse von Überschall-Schiffsabwehrraketen in Richtung der Region Odessa. Moskau scheine jetzt das Signal senden zu wollen, dass sie es mit dem Ausstieg aus dem Getreideabkommen "diesmal ernst meinen", sagte Andrey Sizov, Leiter von Sovecon, einem auf den Schwarzmeer-Agrarmarkt spezialisierten Marktforschungsunternehmen dem US-Magazin "Politico".
Quelle: ntv.de, ino/AFP