Politik

Keine Schule mehr für Mädchen USA sagen Gespräche mit Taliban ab

Der Kurswechsel der Taliban hatte für große Verwirrung gesorgt, eine schlüssige Begründung lieferten die Islamisten nicht.

Der Kurswechsel der Taliban hatte für große Verwirrung gesorgt, eine schlüssige Begründung lieferten die Islamisten nicht.

(Foto: picture alliance / abaca)

Erstmals seit sieben Monaten dürfen Mädchen in Afghanistan wieder in ihre Schulen, kurz danach werden sie von den Taliban nach Hause geschickt. Eine Begründung dafür gibt es nicht. Westliche Staaten kündigen Konsequenzen an. Die USA startet, indem sie geplante Gespräche in Doha absagen.

Nach der Schließung weiterführender Schulen für Mädchen in Afghanistan haben die USA geplante Gespräche mit den radikalislamischen Taliban in Doha abgesagt. "Wir haben einige unserer Verpflichtungen gestrichen, vor allem geplante Treffen in Doha", erklärte ein Sprecher des US-Außenministeriums. "Und wir haben deutlich gesagt, dass wir diese Entscheidung als möglichen Wendepunkt in unseren Verpflichtungen betrachten", fügte er hinzu. Die Gespräche sollten ursprünglich am Rande des Forums von Doha geführt werden, das am Wochenende in der katarischen Hauptstadt stattfindet.

Die Islamisten hatten am Mittwoch kurz nach der offiziellen Wiederöffnung der weiterführenden Schulen für Mädchen in Afghanistan diesen Beschluss wieder rückgängig gemacht. Tausende Schülerinnen wurden an ihrem ersten Unterrichtstag seit August nach wenigen Stunden wieder nach Hause geschickt.

Das Recht von Frauen auf Bildung ist eine der Hauptbedingungen der internationalen Gemeinschaft für Hilfen an die nicht anerkannte Taliban-Regierung. Als die Islamisten im August vergangenen Jahres die Macht übernahmen, hatten sie offiziell wegen der Corona-Pandemie alle Schulen geschlossen. Zwei Monate später durften nur Jungen und einige jüngere Mädchen den Unterricht wieder aufnehmen.

Westliche Staaten kündigen Konsequenzen an

Zuvor hatte bereits eine Gruppe westlicher Staaten die Taliban zur Wiedereröffnung der weiterführenden Schulen für Mädchen aufgefordert. Dies sei ein nötiger Schritt, "um ein respektiertes Mitglied der Gemeinschaft der Nationen" zu werden, erklärten die Außenminister von Großbritannien, Frankreich, Italien, Kanada, Norwegen und der USA sowie der EU-Außenbeauftragte.

"Das Vorgehen der Taliban steht im Widerspruch zu ihren öffentlichen Zusicherungen gegenüber dem afghanischen Volk und der internationalen Gemeinschaft", kritisierten die Vertreter der westlichen Staaten. Die Entscheidung müsse dringend rückgängig gemacht werden. Die Konsequenzen gingen "weit über den Schaden für afghanische Mädchen hinaus".

Außenministerinnen zeigen sich besorgt

Auch die Außenministerinnen von 17 Ländern, darunter Deutschland, kritisierten den Schritt in einer gemeinsamen Erklärung: "Als Frauen und Außenministerinnen sind wir zutiefst enttäuscht und besorgt, dass Mädchen in Afghanistan in diesem Frühjahr der Zugang zu Sekundarschulen verwehrt bleibt", erklärten die Politikerinnen. Unter Unterzeichnerinnen waren unter anderen die Außenamtschefinnen von Albanien, Belgien, Malawi und der Mongolei.

"Wir werden sie an ihren Taten messen, nicht an ihren Worten", erklärten sie weiter. Der Umfang und das Ausmaß des Engagements der Länder in Afghanistan über humanitäre Hilfe hinaus werde "an diesbezügliche Ergebnisse geknüpft" sein. Die Erklärung verwies zudem auf die Bedeutung von Frauen mit Bildung für eine Gesellschaft: "Kein Land kann es sich leisten, nicht das Potenzial und die Talente aller seiner Bürgerinnen und Bürger zu nutzen."

Der Kurswechsel der Taliban hatte für große Verwirrung gesorgt, eine schlüssige Begründung lieferten die Islamisten nicht. Wie die Nachrichtenagentur AFP aus Taliban-Kreisen erfuhr, war die Entscheidung für die Schulschließungen nach einem Treffen hochrangiger Beamter in Kandahar getroffen worden.

Quelle: ntv.de, smu/AFP/dpa

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