Politik

Infiltration russischer Truppen "Lage verschlechtert sich" - in Pokrowsk ist die Hölle losgebrochen

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Die russische Seite sieht anscheinend den Moment gekommen, Pokrowsk einnehmen zu können.

Die russische Seite sieht anscheinend den Moment gekommen, Pokrowsk einnehmen zu können.

(Foto: IMAGO/SNA)

Mittlerweile dringen immer mehr Informationen aus Pokrowsk nach außen. Seitdem russische Soldaten dort Fuß gefasst haben, eskalieren die Kämpfe in der Stadt immer mehr. Möglicherweise müssen die ukrainischen Streitkräfte sie bald sogar aufgeben. Doch noch ist es nicht so weit.

Der dem ukrainischen Militär nahestehende Kanal Deepstate berichtet von einer "massiven Infiltration des Feindes in Pokrowsk". Die russischen Streitkräfte würden die Stadt nach und nach mit einer Überzahl an Soldaten erobern und auf Hinterhalte setzen, heißt es. In den vergangenen Monaten sollen sie Schwachstellen in der ukrainischen Verteidigung gefunden haben.

Deepstate spricht von mehreren Hundert russischen Infanteristen, die sich in Pokrowsk befinden. "Das Schlimmste ist, dass es dem Feind gelungen ist, die Logistik in Richtung Myrnohrad und der gesamten Agglomeration der Stadt zu zerstören." Immer mehr Drohnenpiloten würden dort agieren.

Der Kanal kritisiert den Einsatz von kleineren Gruppen ukrainischer Spezialeinheiten und spricht sich dafür aus, eine ganze Brigade zu schicken, um Pokrowsk zu "säubern". "Die Lage ist kritisch und verschlechtert sich weiter, bis es irgendwann zu spät sein könnte, um noch etwas zu retten."

Der Militärbeobachter Denis Popovich sagt im ukrainischen Radio NV, es gebe aktuell keine Einkreisung von Pokrowsk. Die Gefahr bestehe jedoch. "Ich kann zum ersten Mal sagen, dass die Gefahr besteht, Pokrowsk im Laufe des Novembers zu verlieren. Wenn sich die Situation so weiterentwickelt, wie sie sich derzeit entwickelt."

Russen wollen sich nach Norden vorarbeiten

Der ukrainische Generalstab hatte am vergangenen Wochenende das Eindringen von 200 russischen Soldaten in der Stadt bestätigt. Die Kreml-Streitkräfte versuchen zwar bereits seit 2024, Pokrowsk zu besetzen. Eine so große Zahl russischer Soldaten hatte es dort bislang jedoch noch nicht gegeben.

Das 7. Korps der schnellen Eingreiftruppe der Streitkräfte teilt mit, die Kreml-Streitkräfte hätten 11.000 Kämpfer zur Einkreisung des Ballungsraums zusammengezogen. "Die feindlichen Gruppen, denen es gelungen ist, in die Stadt einzudringen, haben das Ziel, sich nordwestlich und nördlich vorzuarbeiten", heißt es in einer Mitteilung. Im gesamten Verantwortungsbereich der Einheit sollen sich 27.000 russische Soldaten befinden. Hinzu kommen den Angaben zufolge 100 Panzer, bis zu 260 gepanzerte Fahrzeuge und bis zu 160 Artilleriegeschütze und Mörser.

In den vergangenen beiden Tagen seien durch das 7. Korps 90 russische Besatzer getötet und 42 verwundet worden. 18 Opfer habe es direkt in Pokrowsk gegeben. Zudem seien ein Panzer, drei Schützenpanzer und drei weitere Fahrzeuge zerstört worden. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Probleme bei ukrainischen Streitkräften

Zwei Tage zuvor hatte das 7. Korps von Straßenkämpfen mit russischen Gruppen berichtet. Diesen sei es dank ihrer zahlenmäßigen und materiellen Überlegenheit gelungen, in Pokrowsk einzudringen und sich in verschiedenen Teilen des Ortes zu sammeln. Am vergangenen Wochenende sollen 40 Russen eliminiert worden sein.

Der ukrainische Journalist Andriy Tsaplienko berichtete am Montag auf Telegram, angesichts der kritischen Lage in der Stadt seien Spezialeinheiten des Militärgeheimdienstes GUR eingetroffen. Auf Befehl von Chef Kyrylo Budanow hätten aktive militärische Nachrichtendienste die Zusammenarbeit mit den Einheiten der ukrainischen Streitkräfte aufgenommen.

Mit dem Versuch des Vorstoßes in Richtung Norden wollen die russischen Truppen laut Angaben des 7. Korps versuchen, ukrainische Logistikkorridore in die Stadt zu blockieren. "Der Feind hat die Möglichkeit, die Bewegungen sowohl in Pokrowsk als auch in Myrnohrad zu beobachten. Die Rotation unseres Personals ist erschwert und erfolgt mit erheblichen Verzögerungen."

Die Stadt Myrnohrad befindet sich direkt östlich von Pokrowsk. Das Institut für Kriegsstudien schreibt in einer aktuellen Analyse: "Russische Truppen sind kürzlich im Südosten von Myrnohrad vorgerückt, doch diese Vorstöße dürften nicht zu einem sofortigen Zusammenbruch des ukrainischen Brückenkopfes in Richtung Pokrowsk führen."

Preis für Russland ist sehr hoch

Die russische Seite hat beim Versuch der Invasion der verhältnismäßig kleinen Stadt Pokrowsk seit 2024 massiv Soldaten, Panzer und Soldaten verloren. Dies geht einher mit der Strategie der Ukraine, den Invasoren größtmögliche Verluste zuzufügen, bis sie wegen der hohen Kosten den Kampf gegen die Ukraine irgendwann einstellen.

Pokrowsk ist zwar strategisch bedeutsam, ein Fall der Stadt dürfte aber nicht gleichbedeutend sein mit einem groß angelegten Vorrücken der russischen Streitkräfte in Richtung Westen. Die ukrainischen Verteidiger haben in der Region weitere Verteidigungsanlagen errichtet.

Quelle: ntv.de, rog

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen