Schwere Kämpfe um Sjewjerodonezk Separatisten versprechen humanitären Korridor
17.06.2022, 12:00 Uhr
Ein ukrainischer Soldat in der seit Wochen schwer umkämpften Stadt Sjewjerodonezk.
(Foto: AP)
Seit Wochen ist die ostukrainische Stadt Sjewjerodonezk heftig umkämpft. Noch Tausende Zivilisten sollen dort ausharren, Gouverneur Hajdaj erklärt, die ukrainische Armee halte "den Feind so gut es geht zurück". Die prorussischen Separatisten sagen indes einen Korridor für Zivilisten zu.
Von Russland unterstützte Separatisten kündigen erneut einen humanitären Korridor in der schwer umkämpften Stadt Sjewjerodonezk in der Ost-Ukraine an. Der Separatistenführer Leonid Pasetschnik wird von der Nachrichtenagentur Interfax mit den Worten zitiert, man werde den Korridor wieder öffnen, damit Zivilisten die Chemiefabrik Asot verlassen könnten. Dort würden Hunderte Zivilisten zum Schutz vor den Kämpfen ausharren.
In der Ostukraine liefern sich ukrainische und russische Truppen weiter schwere Kämpfe in den Gebieten Luhansk und Donezk. In Richtung der Stadt Bachmut gebe es russische Angriffe "zur Verbesserung der taktischen Lage", teilte der ukrainische Generalstab bei Facebook mit. Unter Artilleriebeschuss stünden die Orte Wessele, Soledar, Berestowe und Wowtschojariwka. Schwere Kämpfe gebe es auch bei der Separatistenhochburg Donezk. Auch in Richtung von Slowjansk versuchten die Russen anzugreifen. Artilleriebeschuss gebe es zudem an Frontabschnitten in den Gebieten Charkiw, Saporischschja, Cherson und Mykolajiw.
Noch rund 10.000 Zivilisten in der Stadt
Nach wie vor ist die Stadt Sjewjerodonezk besonders hart umkämpft. Ein Teil der Industriestadt steht dabei offenbar weiter unter ukrainischer Kontrolle. Nach ukrainischen Angaben halten sich dort noch Tausende Zivilisten auf. "Von den 100.000 Einwohnern sind noch etwa 10.000 dort, die Opfer nicht mitgerechnet", erklärte der Gouverneur der Donbass-Teilregion Luhansk, Serhij Hajdaj, bei Telegram. Die ukrainische Armee halte "den Feind so gut es geht zurück".
Die russische Armee verliere dort "Hunderte Kämpfer", aber bringe stets neuen Nachschub. Sie "setzen die Zerstörung von Sjewjerodonezk fort". Es ist die letzte größere Stadt der Region Luhansk, die Russland bislang nicht erobert hat. Sjewjerodonezk und die gegenüber auf der anderen Seite des Flusses Siwerskyj Donez gelegene Stadt Lyssytschansk werden seit Wochen heftig beschossen.
In Sjewjerodonezk kommt es immer wieder auch zu Straßenkämpfen. Zuletzt schienen die russischen Truppen kurz davor, die Stadt gänzlich unter ihre Kontrolle zu bringen. Sie zerstörten drei Brücken nach Lyssytschansk, weshalb die verbleibenden ukrainischen Truppen weitgehend abgeschnitten sind.
Der Ukraine gelang es offenbar indes nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums, einen großen Teil ihrer Kampftruppen aus der Stadt Sjewjerodonezk abzuziehen. Zudem würden Russlands Truppen in Sjewjerodonezk dort wohl den Fluss überqueren oder an seinen Flanken vorrücken müssen, nachdem alle Hauptbrücken über den Fluss Siwerski, der die Stadt mit dem von der Ukraine gehaltenen Gebiet verbindet, wahrscheinlich zerstört worden seien. Russlands Kampftruppen im Donbass operierten höchstwahrscheinlich in zunehmend ad hoc gebildeten und stark unterbesetzten Verbänden, heißt es in dem auf Twitter veröffentlichten Geheimdienstbericht.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa/rts