Politik

"Steine in den Weg gelegt" Prigoschin beklagt Schikane durch Militärspitze

Prigoschin hat etwa 40.000 Häftlinge aus russischen Gefängnissen für seine Wagner-Truppe rekrutiert.

Prigoschin hat etwa 40.000 Häftlinge aus russischen Gefängnissen für seine Wagner-Truppe rekrutiert.

(Foto: Telegram)

Wagner-Chef Prigoschin hält die zeitnahe Einnahme von Bachmut für unmöglich und begründet dies mit der "monströsen Bürokratie", der seine Söldnertruppe ausgeliefert sei. Dass er keine Häftlinge mehr rekrutieren dürfe, führe zu einem "Aderlass" - mit negativen Folgen für die Offensive.

Der Chef der russischen Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, geht nach eigenen Worten von einer Eroberung der seit Monaten heftig umkämpften ostukrainischen Stadt Bachmut erst im "März oder April" aus und macht die "monströse Militärbürokratie" für das langsame Vorankommen verantwortlich. "Ich denke, es wird im März oder April sein. Um Bachmut einzunehmen, muss man alle Versorgungswege abschneiden", sagte Prigoschin in einem Video, das im Onlinedienst Telegram veröffentlicht wurde.

Der Wagner-Chef sagte, das langsame Vorankommen im Kampf um die Stadt sei auf bürokratische Hemmnisse zurückzuführen. "Ich denke, wir hätten Bachmut eingenommen, wenn es nicht diese monströse Militärbürokratie gäbe und wenn man uns nicht jeden Tag Steine in den Weg legen würde", sagte Prigoschin. Seit Monaten führen Wagner-Kämpfer die Offensive gegen Bachmut an, erlitten dabei aber große Verluste. "Andere Einheiten zeigen nicht die Aktivität, die sie [zeigen] sollten", sagte Prigoschin. "Wenn es drei bis fünf Gruppen wie Wagner gäbe, würden wir bereits unsere Füße in den Fluss Dnipro tauchen."

Zudem beklagte er, es sei für die Wagner-Gruppe ein "Aderlass", dass sie keine Gefangenen mehr rekrutieren könne, die im Gegenzug für eine Amnestie an die Front gehen. "Irgendwann wird die Zahl der Einheiten sinken und als Konsequenz auch das Volumen der Aufgaben, die wir ausführen wollen." In einer monatelangen Kampagne hatte Wagner etwa 40.000 Sträflinge aus russischen Gefängnissen rekrutiert, um in der Ukraine zu kämpfen. Vergangene Woche hatte Prigoschin erklärt, diese Form der Rekrutierung sei eingestellt worden.

Im Kreml angeblich eine Reizfigur

Beobachtern zufolge sei der Schritt unternommen worden, um der wachsenden Kritik dieser Form der Anwerbung von Kämpfern zu begegnen. Einige halten es auch für den Beweis, dass Prigoschin bei den russischen Sicherheitsbehörden in Ungnade gefallen ist. Prigoschin ist seit langer Zeit ein Verbündeter des Kreml-Chefs Wladimir Putin, hat sich im Laufe des Krieges aber des Öfteren abfällig über die Militärführung geäußert.

Nach jahrelangem Leugnen gab er erst im vergangenen Herbst zu, die Söldnertruppe Wagner gegründet zu haben. Deren Kämpfer sind auch im Nahen Osten und in Afrika gesichtet worden. Prigoschin bekannte sich ebenfalls dazu, an der russischen Einmischung in US-Wahlen beteiligt gewesen zu sein und eine "Trollfabrik" gegründet zu haben, um Propaganda- und Desinformationskampagnen im Internet zu führen.

(Dieser Artikel wurde am Donnerstag, 16. Februar 2023 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, jug/AFP

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