Politik

Die Kriegsnacht im Überblick Ukraine erwägt Rückzug aus Sjewjerodonezk - Selenskyj macht Armee Mut

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Ein zerstörtes Wohngebäude in der ostukrainischen Kleinstadt Popasna.

(Foto: REUTERS)

Die ukrainische Armee steht im äußersten Osten ihrer Front gegen die russischen Invasionstruppen weiter stark unter Druck. Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnete die Lage im Donbass angesichts russischer Angriffe als sehr schwierig. Moskau setze dort ein Maximum an Artillerie und Reserven ein. Die ukrainische Armee verteidige das Land mit allen derzeit verfügbaren Ressourcen. "Wir tun alles, um die Armee zu stärken", versicherte der Präsident. Was die derzeit heftig umkämpften Orte im Donbass angeht, zeigte er sich kämpferisch. "Wenn die Besatzer denken, dass Lyman und Sjewjerodonezk ihnen gehören werden, irren sie sich. Der Donbass wird ukrainisch sein." Wenn Russland Zerstörung und Leid bringe, werde die Ukraine jeden Ort wiederherstellen. Dort werde nur die ukrainische Fahne wehen - und keine andere, betonte Selenskyj.

Ukrainisch-orthodoxe Kirche sagt sich von Moskau los

Wegen des russischen Angriffskriegs erklärte die ukrainisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats ihre "völlige Selbstständigkeit und Unabhängigkeit" von Moskau. Man sei uneins mit der Position des Moskauer Patriarchen Kirill, teilte die Kirche in Kiew mit. Man verurteile den Krieg und appelliere an die Ukraine und Russland, den Verhandlungsprozess fortzusetzen. Kirill, Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, steht fest hinter dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Zuletzt war der innerkirchliche Druck in der Ukraine gestiegen, sich von Moskau loszusagen. Priester hatten gar ein Kirchentribunal gegen Kirill gefordert. Der Zahl der Gemeinden nach ist die ukrainisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats die größte der drei maßgeblichen Kirchen in der Ukraine.

Tote und Verletzte bei russischen Angriffen

Die Ukraine machte Russland für den Tod von fünf Zivilisten in dem von Regierungstruppen kontrollierten Teil der Region Donezk im Osten des Landes verantwortlich. "Heute haben Russen fünf Bürger des Donbass getötet und vier weitere verwundet", schrieb der Gouverneur des Gebiets, Pawlo Kirilenko, bei Telegram.

Zudem berichteten ukrainische Medien von Angriffen im Raum Charkiw. Der Gouverneur von Luhansk, Serhij Hajdaj, sprach von einer schwierigen Lage in der umkämpften Stadt Sjewjerodonezk. Zwar habe man genug Mittel, um die Verteidigung zu halten. Es könne aber sein, dass sich das ukrainische Militär aus taktischen Gründen zurückziehe.

Ukraine fordert Stopp von Nord Stream 1

Der ukrainische Staatskonzern Naftogaz und der staatliche Netzbetreiber appellieren an Deutschland, russische Gas-Lieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 einzustellen oder zumindest spürbar zu drosseln. Die Leitung durch die Ostsee sei unter anderem erlaubt worden, um die Gasversorgung Europas zu sichern, sagte Konzernchef Serhij Makohon im ukrainischen Fernsehen. "Aber wir sehen, dass Russland diese Prinzipien völlig verletzt." Er fordere daher das Bundeswirtschaftsministerium und die Bundesnetzagentur auf, die Lieferungen auszusetzen oder mindestens stark zu begrenzen.

Kremlgegner Chodorkowski drängt Westen zu Lieferung schwerer Waffen

"Wenn den Ukrainern die Waffen, die sie anfordern, nicht geliefert werden, wird es bald wieder zu Kämpfen um Kiew kommen", sagte Michail Chodorkowski der "Bild"-Zeitung. Er denke, westliche Politiker hätten vor allem Angst vor dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. "Sie glauben, sich nicht in einem Krieg zu befinden. Deswegen glauben sie auch, dass die Lieferung bestimmter Waffen zu einer Eskalation führen oder sie zu einer Kriegspartei machen könnte." Chodorkowski bezeichnete dies als "sehr dumme Haltung", da sich westliche Politiker und Länder aus Putins Sicht bereits im Krieg mit Russland befänden.

Das bringt der Tag

  • US-Präsident Joe Biden hält eine Rede vor Absolventen seiner früheren Universität Delaware. Möglicherweise erwähnt er dabei auch die weiteren Aussichten im Ukraine-Krieg.
  • In München wird eine Kundgebung gegen den Konflikt erwartet. Angemeldet sind 500 Menschen.

Alle weiteren Entwicklungen können Sie in unserem Liveticker zum Ukraine-Krieg nachlesen.

Quelle: ntv.de, mbo/dpa

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