Spezial-Fahrzeuge aus Flensburg Ukraine hofft auf deutsche Fuchs-Panzer


"Sicher über die Frontlinie": gepanzerter Truppentransporter Fuchs, hier bei der Bundeswehr.
(Foto: picture alliance / photothek)
Im Kampf gegen die russischen Invasionstruppen zählt Kiew auf zusätzliche Waffensysteme aus Deutschland. Die Ukraine soll bald schon speziell ausgerüstete Transportpanzer erhalten - aber keine Fuchs-Panzer, wie das Verteidigungsministerium in Berlin klarstellt.
Im Kriegsgebiet in der Ukraine könnten künftig neben Leopards, Gepards und Mardern weitere Panzerfahrzeuge aus Deutschland auftauchen. Die ukrainischen Streitkräfte sollten aufbereitete Transportpanzer vom Typ Fuchs erhalten, berichtete das Branchenblatt "Europäische Sicherheit & Technik". Dies habe der Hersteller Rheinmetall am Rande einer Veranstaltung Ende Mai bestätigt, hieß es. Das Bundesverteidigungsministerium wies diese Darstellung allerdings zurück.
Geliefert würden keine Fuchs-Panzer, sondern andere "gepanzerte Gefechtsfahrzeuge", hieß es aus Berlin. Konkret soll es sich bei der fraglichen Lieferung um Truppentransporter des Herstellers FFG aus Flensburg handeln. Diese Fahrzeuge stammen somit ebenfalls aus Industriebeständen. Dem Vernehmen nach sollen sie in der Beschaffung erheblich günstiger sein als die Fuchs-Panzer. Deutschland orientiere sich am Bedarf der ukrainischen Streitkräfte, hieß es.
"66 gepanzerte Gefechtsfahrzeuge"
Der ukrainische Botschafter hatte in den vergangenen Wochen mit Blick auf den Bedarf für die kommende Gegenoffensive ausdrücklich auch Fuchs-Panzer erwähnt. Die von Rheinmetall angedachte Lieferung sollte "zu einem späteren Zeitpunkt" auch speziell aufgerüstete Fuchs-Versionen umfassen. Diese "kampfwertgesteigerten" Modelle, hieß es, könnten dann neben einem verbesserten Minenschutz zum Beispiel auch über eine leistungsstarke Maschinenkanone in einem drehbaren Geschützturm auf dem Dach verfügen.
Die von der Industrie vorgeschlagenen Panzer-Lieferungen hätten sich damit zum Teil auch auf Fuchs-Varianten bezogen, deren Fähigkeiten weit über die bisher bei der Bundeswehr genutzten Modelle hinausgeht. Dort sind die dreiachsigen Radpanzer seit 1980 im Einsatz. Die allradangetriebenen Mannschaftstransporter sind gut sieben Meter lang, drei Meter breit und 2,30 Meter hoch und können im Heck bis zu acht Soldaten aufnehmen. Der rund 320 PS starke Dieselmotor kann den voll geländefähigen und bis zu 23 Tonnen schweren Fuchs auf der Straße auf gut 100 Kilometer in der Stunde beschleunigen.
Panzertechnik aus Flensburg
Der ursprünglich als schwimmfähiger, leicht gepanzerter Truppentransporter entwickelte "Transportpanzer 1" wurde über die Jahre ständig weiterentwickelt. Mittlerweile sind beim deutschen Heer rund 40 verschiedene Ausbauversionen im Einsatz, darunter auch spezielle ABC-Spürpanzer, Sanitätsfahrzeuge, reine Truppentransporter oder auch Spezialpanzer zur elektronischen Aufklärung. Die Bundeswehr verfügt früheren Angaben zufolge über mehrere Hundert Fuchs-Fahrzeuge.
Bewaffnet sind die Bundeswehr-Füchse in der Regel nicht. Lediglich zum Eigenschutz und zur Abwehr von Tieffliegern können mitfahrende Infanteristen Maschinengewehre in einer Dachkanzel neben dem Fahrer oder in einem eigenen Stand im Heck des Fahrzeugs bedienen. Daneben gibt es Versionen mit einem fest verbauten Granatwerfer oder wahlweise einem schweren Maschinengewehr in einer drehbaren Waffenanlage in der Fahrzeugmitte.
In der offiziellen Übersicht zu den deutschen Militärhilfen für die Ukraine werden die zur Debatte stehenden Transportpanzer bisher nicht ausdrücklich genannt. Seit der jüngsten Aktualisierung Ende Mai sind in der Auflistung allerdings 66 "gepanzerte Gefechtsfahrzeuge" aufgeführt, die dort unter dem Punkt "militärische Unterstützungsleistungen in Vorbereitung" auftauchen.
Die fraglichen 66 Fahrzeuge wurden in der Liste der Bundesregierung bisher nur unter der vagen englischen Bezeichnung "Armoured Personnel Carriers (APC)" verzeichnet. "Armoured Personnel Carrier" ist der im NATO-Jargon gängige Begriff für gepanzerte Truppentransporter. Wie das Bundesverteidigungsministerium auf Nachfrage bestätigte, handelt es sich bei diesen 66 Fahrzeugen um Transporter des Flensburger Herstellers FFG. Dort werden unter anderem Spezialpanzer wie der Wisent, aufgerüstete Transportpanzer vom Typ M113 oder auch das Modell ACSV G5 gebaut. Dieses "gepanzerte Kampfunterstützungsfahrzeug" wurde ursprünglich für das norwegische Militär entwickelt und kommt in seinen Fähigkeiten dem Fuchs recht nahe.
Mit welchem Transportpanzermodell die Ukrainer letztlich rechnen können, dazu hält sich die Bundesregierung noch bedeckt. Die in der Liste verwendete Bezeichnung APC könnte sich theoretisch auch auf ältere M113 aus US-amerikanischer Produktion beziehen. Von diesen Panzern hat die Bundesregierung in Kooperation mit Dänemark allerdings bereits 54 Stück an die Ukraine geliefert, die so auch in der Liste der Militärhilfe verzeichnet sind. Diese M113-Panzer stammen aus dänischen Beständen, von deutscher Seite kam nur die Finanzierung der Umrüstung.
In Kiew stehen deutsche Panzerfahrzeuge wie Fuchs oder auch Boxer schon länger auf der Wunschliste. Für die Versorgung der Einheiten an der Front oder auch für die erwartete Frühjahrsoffensive der Ukrainer wären gepanzerte Truppentransporter aller Art offenkundig von großem Nutzen. Die deutschen Fahrzeuge gelten als besonders vielseitig und als vergleichsweise leicht zu warten. Sie sind zudem schneller und leistungsfähiger als die Kettenfahrzeuge vom Typ M113.
"Den Bestand an geschützten Fahrzeugen zu erhöhen, gehört zu den Prioritäten der Ukraine vor der Gegenoffensive", hieß es erst im April aus ukrainischen Regierungskreisen. Diese seien unerlässlich, um die "eigenen Truppen sicher über die Frontlinie zu transportieren, sobald diese mit Hilfe von Panzern durchbrochen ist, um im Anschluss möglichst viel Gelände erobern zu können."
Hinweis: Dieser Beitrag wurde nachträglich aktualisiert. Neu ist die Stellungnahme aus dem Bundesverteidigungsministerium mit der Klarstellung, dass die Bundesregierung keine Fuchs-Panzer an die Ukraine liefert.
Quelle: ntv.de