Sperrzone als Invasionstor? Ukraine lässt Häuserkampf in Tschernobyl üben
05.02.2022, 10:50 Uhr
Die Ukraine hatte bereits vor Monaten Sicherheitskräfte in die Sperrzone verlegt.
(Foto: dpa)
Die Ukraine fürchtet eine Invasion durch Russland und bereitet sich entsprechend vor. Dabei trainiert das ukrainische Militär den Häuserkampf in der Sperrzone um das AKW Tschernobyl. Der Einmarsch durch das verseuchte Gebiet wäre für Putins Streitkräfte der kürzeste Weg nach Kiew.
Angesichts der Sorgen vor einem möglichen russischen Einmarsch in die Ukraine trainiert das dortige Militär nun auch in der radioaktiv verseuchten Zone rund ums ehemalige Atomkraftwerk Tschernobyl den Häuserkampf. Innenminister Denys Monastyrskyj betonte, dass es sich um die erste solch große Übung in der Sperrzone handele.
In einem Video zeigte die Behörde den Einsatz von Mörsern und das Vorrücken von Nationalgardisten mit gepanzerten Fahrzeugen in der geräumten Stadt Prypjat. Ebenfalls geübt wurde die Bergung von Verwundeten und das Entschärfen von Minen.
Wegen des Aufmarschs Zehntausender russischer Soldaten warnt der Westen seit Wochen vor einer Invasion. Der Kreml bestreitet regelmäßig, überhaupt solche Pläne zu haben. Als eines der Szenarien wird immer wieder ein Einmarsch aus dem Nachbarland Belarus durch das radioaktiv belastete Gebiet um das 1986 havarierte Atomkraftwerk Tschernobyl genannt. Die ukrainische Hauptstadt Kiew liegt nur knapp 70 Kilometer von der Sperrzone und etwas mehr als 80 Kilometer von der belarussischen Grenze entfernt.
"Es spielt keine Rolle, ob das Gebiet verseucht ist und niemand hier lebt", sagte Oberstleutnant Juri Schachrajtschuk vom ukrainischen Grenzschutz zur "New York Times" Ende Januar. "Es ist unser Gebiet, unser Land, und wir müssen es verteidigen." Damals hatte die Ukraine bereits Sicherheitskräfte in das Gebiet entsandt. Solange sich die Soldaten nicht in zu stark verseuchten Gebieten aufhalten würden, bestehe keine Gefahr.
Das Unglück von Tschernobyl gilt als die größte Katastrophe in der zivilen Nutzung der Atomkraft. Die freigesetzte Strahlung entsprach dem 400-fachen des Bombenangriffs auf Hiroshima. Hunderttausende Menschen wurden aus der Region zwangsumgesiedelt. Damals gehörte die Ukraine noch zur Sowjetunion.
Quelle: ntv.de, mba/dpa