Politik

ISW: Russland hat Stadt erobert Ukraine spricht von "heißer Nacht" in Soledar

Russland setzt nach ukrainischen Angaben seine Offensive im Donbass mit "hoher Intensität" fort. Die Ukraine wirft alles dagegen, was sie hat. In Soledar halten die Streitkräfte laut Kiew dem Druck noch stand. Doch Beobachter gehen inzwischen davon aus, dass russische Kämpfer die Oberhand in der Stadt haben.

Die Ukraine hält nach eigenen Angaben derzeit einer russischen Offensive von "hoher Intensität" in der heftig umkämpften Stadt Soledar im Osten des Landes stand. "Es war eine heiße Nacht in Soledar. Die Kämpfe gingen weiter", erklärte die stellvertretende ukrainische Verteidigungsministerin Hanna Maljar am Morgen auf Telegram. Russland habe "fast alle seine Hauptstreitkräfte an die Donezk-Front verlegt und setzt seine Offensive mit hoher Intensität fort", schrieb sie. Dies sei "eine schwierige Phase des Krieges, aber wir werden sie gewinnen", fuhr sie fort. "Unsere Kämpfer versuchen tapfer, unsere Verteidigung zu halten."

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte den ukrainischen Soldaten angesichts der "schwierigen" Situation in der heftig umkämpften Stadt im Osten des Landes weitere Unterstützung zugesichert. Die Einheiten in Soledar und der ebenfalls schwer umkämpften Stadt Bachmut würden "mit Munition und allem Notwendigen versorgt", betonte der ukrainische Staatschef am Donnerstag.

Die Lage in Soledar sei "sehr schwierig", aber "unter Kontrolle", sagte der ukrainische Verteidigungsminister, Oleksyj Resnikow in einem Interview mit der BBC. Kämpfer der Wagner-Gruppe würden in einer "Welle nach der anderen" von Angriffen eingesetzt, was zu einer hohen Zahl von Toten führe. Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin sei an den möglichen wirtschaftlichen Vorteilen einer Einnahme der Stadt interessiert, in der sich die größten Salzminen Europas befinden. Die Gruppe, so Resnikov, "muss irgendeinen Beweis liefern, um zu erklären, dass sie besser ist als die regulären Streitkräfte der Russischen Föderation".

ISW: Keine organisierte Verteidigung von Soledar mehr

Das russische Verteidigungsministerium gab am Vormittag an, dass Soledar eingenommen worden sei. "Am Abend des 12. Januar wurde die Befreiung der Stadt Soledar abgeschlossen", sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow. Dieser Sieg sei "wichtig für weitere Offensivoperationen" in der Region Donezk. Es seien die Voraussetzungen geschaffen worden, um ukrainische Truppen von der nahe gelegenen Stadt Bachmut abzuschneiden.

Auch die Experten des Institute for the Study of War (ISW) gehen inzwischen in ihrem jüngsten Lagebericht davon aus, dass russische Streitkräfte Soledar zu einem Großteil bereits am 11. Januar eingenommen haben. Das stelle aber keine operativ bedeutsame Entwicklung in dem Angriffskrieg dar und sei kein Vorbote einer bevorstehenden, russischen Einkreisung von Bachmut. Dem US-Thinktank zufolge suggerierten geolokalisierte Aufnahmen von Mittwoch und Donnerstag, dass die russischen Kämpfer einen Großteil, wenn nicht gar die gesamte Ortschaft kontrollierten und die ukrainische Armee aus dem westlichen Randgebiet der Siedlung verdrängt wurden.

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Alle den US-Experten vorliegenden Informationen deuten demnach darauf hin, dass die ukrainischen Streitkräfte keine organisierte Verteidigung in Soledar mehr aufrechterhalten. Die jüngste Erklärung des ukrainischen Präsidenten Selenskyj, wonach die Armee Stellungen in Soledar unterhalte, könne sich dem Lagebericht zufolge auf Verteidigungsstellungen in der Nähe der Siedlung beziehen.

Soledar liegt in der von Moskau beanspruchten Region Donezk in der Nähe der seit Monaten schwer umkämpften Stadt Bachmut. Die Siedlung selbst ist Beobachtern zufolge nicht von großer strategischer Bedeutung. Sollten russische Kämpfer die kleine Stadt mit ihren einstmals 10.000 Einwohnern einnehmen, wäre dies aber ein dringend benötigter militärischer Erfolg für Moskau nach Monaten voller Rückschläge.

Quelle: ntv.de, fzö/AFP

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