"Bessere Ergebnisse" bei Charkiw Ukraine wehrt sich laut Selenskyj erfolgreich an dritter Front
13.05.2024, 20:55 Uhr Artikel anhören
Mit den Angriffen bei Charkiw ist ein dritter Frontabschnitt entstanden, an dem sich die Ukraine gegen russische Invasoren wehren muss.
(Foto: IMAGO/ZUMA Wire)
Die neue russische Offensive mit Zehntausenden Kämpfern in der Region Charkiw löst große Sorgen aus. Laut dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj erzielen die Verteidiger mittlerweile jedoch immer bessere Ergebnisse. Aus dem Sicherheitsrat heißt es, Russland wolle wohl eine Pufferzone einrichten.
Trotz der schwierigen Lage im Norden der Ukraine durch die neue russische Offensive in der Region Charkiw und spricht der ukrainische Präsident Selenskyj in einer Videoansprache von "immer besseren Ergebnissen. Wir zerstören die Infanterie und die gepanzerten Fahrzeuge des Feindes". Man habe die Truppen in dem Gebiet verstärkt, so Selenskyj. Der zuständige Brigadegeneral Mykhailo Drapatyi werde mit allen erforderlichen Waffen und Kräften ausgestattet.
Unterdessen befürchtet der neue Sekretär des Nationalen Sicherheitsrates keine Bodenoffensive auf die Großstadt Charkiw. "Wir können sagen, dass wir keine Gefahr eines Angriffs auf die Stadt Charkiw sehen", sagte Oleksandr Lytwynenko. Seiner Einschätzung nach zielt die Offensive vermutlich darauf ab, eine "Pufferzone" zu schaffen, um ukrainische Angriffe auf russische Grenzregionen zu verhindern.
Andere Beobachter wie das Institut für Kriegsstudien (ISW) halten es zudem für möglich, dass Russland mit der Eröffnung der neuen Front darauf abzielt, dass die Ukraine Truppen verlegt, die dann an anderer Stelle fehlen. Im Osten des Landes versuchen die Kreml-Streitkräfte weiterhin erbittert, die Regionen Luhansk und Donezk vollständig zu erobern. Selenskyj sagte, man werde die notwendige Unterstützung für die Region Charkiw nicht aus Donezk, und dabei insbesondere nicht aus Kramatorsk und Pokrowsk, abziehen.
Die russische Armee hatte nach ukrainischen Angaben am Freitag von Russland aus ihre Offensive in der Region Charkiw gestartet und versucht, in Richtung der Ortschaft Lypzi und der Stadt Wowtschansk vorzurücken. Lytwynenko sagte, an der Offensive seien "ziemlich viele" russische Soldaten beteiligt. "Etwa 50.000 waren an der Grenze. Jetzt kommen weit über 30.000", sagte er. Laut ukrainischen Angaben hatte man das Zusammenziehen der Truppen im Grenzgebiet mitbekommen und rechnete dementsprechend mit einem Angriff.
Der ukrainische Generalstab hatte "taktische Erfolge" der russischen Truppen in der Region Charkiw eingeräumt. Charkiws Gouverneur Oleh Synehubow erklärte, mehr als 30 Ortschaften in der Region seien von "feindlichem Artillerie- und Mörserfeuer getroffen" worden. Heftige Kämpfe wurden insbesondere aus der an der russischen Grenze gelegenen Stadt Wowtschansk gemeldet. Russland hatte seinerseits am Wochenende die Eroberung von mehreren Dörfern gemeldet.
Kurz nach Beginn der Offensive in Charkiw hatte der russische Präsident Wladimir Putin am Sonntag seinen langjährigen Verteidigungsminister Sergej Schoigu entlassen und ihn durch den Wirtschaftsexperten Andrej Beloussow ersetzt.
Lytwynenko sagte, Beloussow sei ein "erfahrener Manager", der in der Lage sei, "einen langfristigen Zermürbungskrieg sicherzustellen" und gute Verbindungen zum russischen Geheimdienst habe. "Dies deutet darauf hin, dass Putin einen langen Krieg plant", sagte Lytwynenko. "Und zwar nicht nur einen Krieg mit der Ukraine, sondern mit dem Westen insgesamt. Einen Krieg mit der Nato", fügte er hinzu.
Quelle: ntv.de, rog/AFP