Politik

Putschversuch keine Entlastung Ukraines Oberbefehlshaber offenbart Angst vor Wagner

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
 "Jeder Tag, jeder Meter wird mit Blut gefüllt", mahnt Walery Saluschny und fordert mehr Waffen aus dem Westen.

"Jeder Tag, jeder Meter wird mit Blut gefüllt", mahnt Walery Saluschny und fordert mehr Waffen aus dem Westen.

(Foto: picture alliance/dpa/Ukrainian Presidency)

Als Prigoschin mit seinen Söldnern Richtung Moskau marschiert, spüren die ukrainischen Truppen auf dem Schlachtfeld laut ihrem Oberbefehlshaber keinen Unterschied. Die russische Privatarmee Wagner beunruhigt ihn nach eigenen Worten sehr.

Walerij Saluschnyj, Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, hat in einem Interview zugegeben, dass ihm die Wagner-Gruppe große Sorge bereitet. "Ich habe viele Ängste, und Wagner ist eine davon", sagte er der "Washington Post". "Und sie sind nicht die einzigen. Wenn wir jetzt anfangen, darüber zu reden, dreht sich mein Kopf." Die Ukraine müsse sich auf die schlimmsten Szenarien vorbereiten.

Die Zeitung zitierte Saluschnyj auf Englisch: "I have a lot of fears, and Wagner is among them." Ihm zufolge war der Angriffsversuch auf Moskau durch Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin keine große Erleichterung für die ukrainische Gegenoffensive. Denn die Söldner hätten die Frontlinie bereits zuvor verlassen. Auf dem Schlachtfeld führte der Wagner-Marsch Richtung Moskau deshalb laut Saluschnyj zu keiner spürbaren Veränderung. "Wir hatten nicht das Gefühl, dass ihre Verteidigung irgendwo schwächer wurde oder so."

Nach dem Scheitern von Prigoschins Angriff baut die Söldnergruppe nach Einschätzung der US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) drei Militärlager im mit Russland verbündeten Belarus auf. Dadurch wächst die Bedrohung der Ukraine aus dem nördlichen Nachbarland.

"Sehr begrenzte Zahl von Kampfjets würde genügen"

In dem Interview forderte Saluschnyj eine stärkere Unterstützung durch Waffen aus dem Westen. Der ranghöchste Offizier der ukrainischen Streitkräfte bedauerte, dass sein Land immer noch keine modernen Kampfjets erhalten hat. Eine sehr begrenzte Anzahl würde nach seinen Angaben ausreichen. "Aber sie werden gebraucht. Weil es keinen anderen Weg gibt. Weil der Feind eine andere Generation von Flugzeugen einsetzt." Bei der Zahl der Artilleriegeschosse seien seine Truppen manchmal um das Zehnfache unterlegen.

Mehr zum Thema

Deshalb ärgert Saluschnyj sich nach eigenen Angaben, wenn er hört, dass die ukrainische Gegenoffensive langsamer angelaufen ist als erwartet. "Jeder Tag, jeder Meter wird mit Blut gefüllt", mahnte der Oberbefehlshaber.

US-Generalstabschef Mark Milley bezeichnete Saluschnyj dennoch als Freund, mit dem er mehrmals pro Woche stundenlang spreche. "Wir haben eine Vereinbarung: Rund um die Uhr sind wir in Kontakt. Manchmal kann ich also anrufen und sagen: Wenn ich in einer Woche nicht 100.000 Granaten bekomme, werden 1.000 Menschen sterben", sagt Saluschnyj zu dem Verhältnis zu Milley.

Quelle: ntv.de, chl

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen