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Trotz Putschversuchs Wagner soll weiter Söldner rekrutieren

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Der Geldhahn für Wagner-Söldner wird abgedreht, wenn sie sich nicht dem russischen Verteidigungsministerium unterstellen - so lautet die klare Ansage aus Moskau nach dem Aufstand. Doch wie Anrufe bei Rekrutierungsbüros zeigen, scheint bei Wagner alles wie gewohnt weiterzugehen.

Trotz des gescheiterten Aufstands des Wagner-Chefs Jewgeni Prigoschin soll die Söldnertruppe weiterhin neue Mitglieder in russischen Städten rekrutieren. Das schreibt die britische BBC. Für ihren Bericht riefen die Journalisten nach eigenen Angaben über eine russische Telefonnummer bei einem Dutzend Rekrutierungszentren an und gaben sich als potenzielle Kämpfer aus. Listen mit den Kontaktdaten zu den Rekrutierungsbüros finden sich meist in russischen Kampfsportschulen und Boxclubs. Bei den Anrufen sei ihnen bestätigt worden, dass alles wie gewohnt ablaufe. "Von Kaliningrad im Westen bis Krasnodar im Süden glaubte niemand an die Auflösung der Gruppe", schreibt das britische Medium.

Am Telefon hätten mehrere Personen bestätigt, dass neue Mitglieder Verträge mit der Söldnertruppe selbst und nicht mit dem russischen Verteidigungsministerium unterzeichneten. "Das hat absolut nichts mit dem Verteidigungsministerium zu tun", zitiert die BBC einen Mann bei einem Sportverein in Wolgograd. Eine Frau in der arktischen Stadt Murmansk bestätigte ebenfalls, dass sie weiterhin Kämpfer für die Ukraine verpflichtet. Wenn jemand den Wunsch habe, als Söldner in die Ukraine zu kämpfen, müsse er nur anrufen und es werde ein Tag vereinbart, sagte sie der BBC.

Zuvor war berichtet worden, dass Russland die Finanzierung stoppen würde, sollten die Wagner-Kämpfer keinen Vertrag mit dem Ministerium unterzeichnen, um sich diesem zu unterstellen. Prigoschin habe sich geweigert, entsprechende Verträge zu unterschreiben, sagte der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Parlamentes, Generaloberst Andrej Kartapolow, der Nachrichtenagentur RIA zufolge. Prigoschin sei anschließend mitgeteilt worden, dass seine Söldner nicht mehr in der Ukraine kämpfen würden, schreibt auch die Staatsagentur TASS.

Putin: Vertrag mit russischem Militär oder Belarus

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Prigoschin hatte sich immer wieder in wütenden Videobotschaften über die russische Militärführung beschwert und einen mangelnden Nachschub von Munition beklagt. Am vergangenen Wochenende brach er dann mit seiner Wagner-Gruppe zu einem Putschversuch auf und marschierte von der Ukraine aus bis auf wenige Hundert Kilometer in Richtung Moskau vor. Den bewaffneten Aufstand hatte der Wagner-Chef dann selbst aufgegeben. Anschließend bezeichnete Kremlchef Wladimir Putin die Aufständischen als "Verräter". Später bot er ihnen jedoch an, nach Belarus zu gehen. Kämpfern stellte er in Aussicht, einen Vertrag mit dem russischen Militär zu unterzeichnen.

Dabei teilte Putin auch mit, dass die Wagner-Armee allein von Russland finanziert gewesen sei. Zuvor hatte er noch im Februar 2022 erklärt, der russische Staat habe nichts mit den Söldnern zu tun. Laut Putin machte Prigoschins Konzern Concord Milliarden, etwa mit der Essensversorgung der russischen Streitkräfte. Jetzt will der Kreml seine Geschäfte genauer prüfen lassen.

Quelle: ntv.de, ysc

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