Angriffe in vielen Landesteilen Ukrainische Zivilisten sterben bei russischem Beschuss
19.02.2023, 21:54 Uhr Artikel anhören
Das russische Verteidigungsministerium meldet, der Ukraine in Liman schwere Verluste beigebracht zu haben.
(Foto: picture alliance / AA)
Während Politiker und Diplomaten auf der Sicherheitskonferenz in München über den Krieg diskutieren, geht das Töten und Sterben in der Ukraine weiter. Bei russischen Angriffen kommen mehrere Zivilisten ums Leben. Bei Seiten berichten, dem gegnerischen Militär schwere Verluste zugefügt zu haben.
Kurz vor dem ersten Jahrestag seines Angriffs auf die Ukraine hat Russland am Wochenende wieder massiv ukrainische Städte und Dörfer beschossen. Im Gebiet Cherson im Süden der Ukraine wurden nach Angaben der örtlichen Behörden drei Erwachsene einer einzigen Familie durch Artilleriefeuer getötet. Ein 13-jähriger Junge sei verletzt worden, teilte die regionale Militärverwaltung mit. Ein weiteres Kind der Familie in dem Dorf Burhunka sei wie durch ein Wunder unverletzt geblieben.
Am kommenden Freitag ist es genau ein Jahr her, dass Russland das Nachbarland überfiel - allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz. Auch in vielen anderen Regionen der Ukraine gehört der Krieg heute längst zum Alltag. Am Dienstag will sich Russlands Putin in einer Rede an die russische Nation wenden. Parallel dazu wird US-Präsident Joe Biden in Polen erwartet, dem Verbündeten und Nachbarland der Ukraine im Westen.
Das Verteidigungsministerium in Moskau bestätigte einen Raketenangriff auf ein ukrainisches Militärobjekt in der Stadt Chmelnyzkyj - weit ab von der Front im Westen. Dort sei am Samstag die Stellung eines Kampfdrohnen-Regiments zerstört worden. Über den Treffer auf ein Militärobjekt hatten die ukrainischen Behörden ohne weitere Details berichtet. Die Angaben aus dem Kampfgebieten sind von unabhängiger Seite in vielen Fällen kaum zu überprüfen. .
Mädchen laut Russland durch ukrainischen Beschuss gestorben
Am Sonntagmorgen gab es vielerorts in der Ukraine wieder Luftalarm. Im Osten der Ukraine waren nach Angaben der örtlichen Behörden in der Stadt Druschkiwka in der Nacht zu Sonntag mehrere russische Geschosse eingeschlagen. Dabei seien zwei Wohnhäuser beschädigt worden, teilte der Gouverneur des umkämpften Gebiets Donezk mit, Pawlo Kyrylenko. Angaben über Verletzte oder Todesopfer machte er zunächst nicht. Druschkiwka liege weit hinter der Front, werde aber trotzdem immer wieder mit Raketen beschossen, schrieb Kyrylenko auf Telegram. Nach einem Bericht des Nachrichtenportals "Ukraiinska Prawda" wurden seit Samstag insgesamt acht ukrainische Verwaltungsgebiete beschossen. Dazu gehörten auch die Gebiete Sumy, Charkiw, Saporischschja und Dnipropetrowsk - alle nahe der Front.
Auf russischer Seite wurde in der Grenzregion in Belgorod nach Behördenangaben ein zwölf Jahre altes Mädchen durch Artilleriebeschuss durch ukrainischen Beschuss getötet. Der Gouverneur des Gebiets Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, teilte mit, dass das Mädchen in einem Dorf der Region auf der Straße tödlich von einem Geschoss verletzt worden sei. Unabhängige Medien berichteten, dass bei dem Beschuss mehrere Häuser und Autos beschädigt worden seien.
Nach Darstellung von Gladkow gab es auch Beschuss in anderen Ortschaften des Gebiets, wo teils Elektroleitungen getroffen wurden. Die Behörden in den Grenzregionen, darunter auch Kursk und Brjansk, beklagen seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine immer wieder Beschuss von der gegnerischen Seite. Dabei kamen bereits zahlreiche Menschen um Leben, es gab Verletzte und Zerstörungen.
Prigoschin und Kadyrow vereint
Russlands Militär erlitt nach Darstellung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hohe Verluste bei den Gefechten im östlichen Donbass. Die Situation dort sei "sehr kompliziert", sagt er in seiner abendlichen Videoansprache. Die Ukraine füge den Invasoren "außerordentlich hohe Verluste" zu. Selenskyj nannte mehrere Orte in der Region, wo seit Monaten schwere Kämpfe toben.
Das Moskauer Verteidigungsministerium hob in seiner Darstellung russische Angriffe in Richtung Kupjansk und Liman hervor. Genannt wurden hohe Verlustzahlen der Ukraine an Soldaten und Material, die sich aber nicht unabhängig bestätigen lassen. Nicht genannt wurden dagegen die russischen Angriffe auf die Stadt Bachmut, bei denen vor allem Bewaffnete der Söldnertruppe Wagner eingesetzt werden. Dort sind die ukrainischen Verteidiger schwer unter Druck.
Der tschetschenische Machthaber Ramsan Kadyrow lobte dagegen die Söldnertruppe Wagner und deren Chef Jewgeni Prigoschin für deren Einsatz in der Ukraine. Die Wagner-Einheiten erzielten "beeindruckende Erfolge", schrieb Kadyrow auf seinem Telegram-Kanal. Er wolle ebenfalls eine Söldnertruppe aufbauen, wenn er einmal kein staatliches Amt mehr habe. Ein Foto zeigte Kadyrow zusammen mit Prigoschin: Der Schulterschluss kann als Signal gelten - beide stehen loyal zu Putin, sind aber Kritiker der Militärführung.
Quelle: ntv.de, mbo/dpa