Gegner bei "Wahl" 2024 Ultranationalist Girkin will Putin herausfordern
18.11.2023, 22:02 Uhr Artikel anhören
Igor Girkin im Glaskäfig eines Gerichts in Moskau. Er sitzt seit Monaten in Untersuchungshaft.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Niemand zweifelt daran, dass Wladimir Putin auch nach der nächsten Präsidentenwahl Russland weiter führt. Dennoch gibt es einen Herausforderer für die kommenden "Wahlen": Der inhaftierte Ex-KGB-Offizier Igor Girkin äußert seine Ambitionen.
Der in Russland inhaftierte Ex-Geheimdienstoffizier und Ultranationalist Igor Girkin, bekannt unter dem Pseudonym Igor Strelkow, hat seine Kandidatur für die Präsidentenwahl 2024 verkündet. Seine Kandidatur sei eine Chance der nationalen Kräfte, "sich angesichts der äußeren und inneren Gefahren zu vereinen", las ein Vertrauter Girkins dessen Brief vor, wie aus einem Video des unabhängigen Internetportals Sota hervorgeht. Girkin gilt zwar als Befürworter des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, zugleich jedoch als scharfer Kritiker von Präsident Wladimir Putin.
Der frühere Offizier des Inlandsgeheimdienstes FSB leitete 2014 den Aufstand prorussischer Separatisten im ukrainischen Donbass-Gebiet. Wegen seiner Rolle beim Abschuss einer Passagiermaschine über der Ostukraine wurde er in den Niederlanden wegen Mordes verurteilt. In Russland lebte Girkin lange unbehelligt und konnte sogar die eigene Militärführung als inkompetent kritisieren, als liberale Politiker schon längst wegen angeblicher Diskreditierung der russischen Armee verhaftet worden waren.
Im Sommer allerdings, kurz nach dem kurzlebigen Aufstand des Söldnerchefs Jewgeni Prigoschin, wurde Girkin dann wegen angeblicher Aufrufe zu Terroraktionen festgenommen und ist seitdem in U-Haft. Beobachter gehen davon aus, dass Girkin, der Putin Schwäche, Entschlusslosigkeit und feige Mittelmäßigkeit vorgeworfen hat, dem Image des Kremlchefs bei dessen nationalistischer Wählerschaft zunehmend schadete. Eine Zulassung Girkins zur Wahl gilt als unwahrscheinlich.
Putin wird bei der Präsidentenwahl im März kommenden Jahres Insidern zufolge erneut antreten. Selbst hat sich der 71-Jährige noch nicht erklärt. Im Falle seiner Kandidatur ist ihm der Sieg aber sicher: Unabhängige Beobachter melden regelmäßig Verstöße wie Betrug und Druckausübung auf die Wählerschaft. Bei den kommenden Wahlen soll geplant sein, dass Putin ein "Rekordergebnis" erzielt: Die Wahlbeteiligung soll dabei über 70 Prozent liegen, Putin selbst soll mehr als 80 Prozent der Stimmen erhalten.
Quelle: ntv.de, rog/dpa