"Halte mich für kompetenter" Ultranationalist Girkin will bei Wahl gegen Putin antreten
31.08.2023, 17:10 Uhr Artikel anhören
Es wird interessant sein zu sehen, wie Igor Girkin aus dem Gefängnis heraus Wahlkampf betreiben will.
(Foto: picture alliance/dpa/TASS)
Der russische Hardliner Girkin will sich mit Präsident Putin messen und bei den Wahlen im kommenden Jahr antreten. Es dürfte ihm dabei vor allem um ein deutlich schärferes Vorgehen gegen die Ukraine gehen. Allerdings gibt es ein großes Hindernis für ihn.
Der russische Ultranationalist und ehemalige Militärführer der selbst ernannten "Volksrepublik Donezk", Igor Girkin, hat seine Kandidatur für die russische Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr angekündigt. "Ich halte mich in Militärfragen für kompetenter als der amtierende Präsident, und sicherlich für kompetenter als der Verteidigungsminister", erklärte Girkin in seinem Telegram-Kanal. Präsident Wladimir Putin sei "zu freundlich".
Der Staatschef sei "nicht nur von seinen Partnern im Westen und in Kiew an der Nase herumgeführt worden, sondern auch von den Chefs unserer Sicherheitsbehörden, Geheimdienste und der Militärindustrie", erklärte Girkin, der selbst früher für den Geheimdienst gearbeitet hatte. Anders als Putin habe er keine Millionärsfreunde, sagte der 52-Jährige, ein Seitenhieb auf zahlreiche Korruptionsvorwürfe. Girkin wird allerdings eine Nähe zu dem ultranationalistischen Oligarchen Konstantin Malofejew nachgesagt.
Der Militärblogger Girkin firmiert auch unter dem Pseudonym Igor Strelkow, auf Telegram folgen ihm mehr als 730.000 Menschen. Im Juli wurde er wegen "öffentlicher Aufrufe zum Extremismus" festgenommen, ihm drohen bis zu fünf Jahre Haft. Girkin unterstützt den russischen Angriffskrieg in der Ukraine, kritisiert aber öffentlich die Militärführung des Kreml.
Bei dem vom Kreml angezettelten Aufstand 2014 in der Ostukraine war Girkin als Kommandeur der pro-russischen Kämpfer in der international nicht anerkannten Volksrepublik Donezk bekannt geworden. Ein niederländisches Gericht verurteilte ihn im vergangenen Jahr wegen des Abschusses des Malaysia-Airlines-Flugs MH17 über der Ukraine im Jahr 2014 in Abwesenheit zu lebenslanger Haft.
In Russland soll im kommenden Jahr eine Präsidentschaftswahl abgehalten werden. Mit der näher rückenden Wahl gehen die russischen Behörden nicht mehr nur hart gegen liberale Kritiker vor, sondern auch gegen nationalistische Kreml-Gegner, die Moskaus Krieg in der Ukraine unterstützen.
Quelle: ntv.de, als/AFP