Spur führt in rechtsextreme Szene Unbekannte zerstören Aylan-Gemälde
22.06.2016, 18:35 Uhr
Ein Zeichen des Hasses: Das riesige Aylan-Graffito in Frankfurt soll vorerst nicht repariert werden.
(Foto: dpa)
Das Bild des ertrunkenen Flüchtlingsjungen Aylan Kurdi bewegt im Herbst 2015 die ganze Welt: Ein riesiges Graffito soll in Frankfurt an sein Schicksal erinnern. Doch kaum vier Monate nach Fertigstellung wird es von Unbekannten mit rechten Parolen beschmiert.
Unbekannte haben ein 120 Quadratmeter großes Street-Art-Graffito im Frankfurter Osthafen mit Farbe beschmiert: Das Gemälde zeigt den syrischen Flüchtlingsjungen Aylan Kurdi, der im Herbst des vergangenen Jahres auf der Flucht im Mittelmeer ertrunken war. Die Täter besprühten das Bild großflächig mit silberner Farbe und überschrieben es mit der Parole "Grenzen retten Leben!". Wie die Hessenschau unter Berufung auf die Polizei berichtete, sei Anzeige wegen Sachbeschädigung erstattet worden. Auch der Staatsschutz sei eingeschaltet.
Weil der Spruch "Grenzen retten Leben!" vor allem von der Identitären Bewegung verwendet wird, schließen die Ermittler dem Bericht zufolge einen rechtsextremen Hintergrund nicht aus. Zudem seien neben der Parole in kleinerer Schrift die Worte "Fuck Antifa" geschmiert worden. Die Polizei setzt nun auf Zeugenaussagen, um den Fall aufzuklären.
Das Wandbild war im März von den beiden Künstlern Justus Becker und Oguz Sen gesprüht worden, um an das Schicksal des zweijährigen Aylan zu erinnern. Zahlreiche, auch internationale, Medien hatten über das Kunstwerk in Frankfurt berichtet. Denn der Tod des Jungen bewegte die Menschen weltweit. Seine Leiche war im September 2015 an einen türkischen Strand gespült worden, nachdem das Flüchtlingsboot mit ihm und seiner Familie an Bord zwischen dem türkischen Bodrum und der griechischen Insel Kos gekentert war.
Vorerst keine Reparatur
Nicht zufällig hatten Becker und Sen eine Mauer an der Frankfurter Osthafenmole für ihr Kunstwerk gewählt. Unweit davon entfernt sitzt die Europäische Zentralbank (EZB). "Ich dachte, es wäre wichtig, das auch mal hierher zu bringen", sagte Becker damals der Hessenschau. "Weil es die Leute ja erst interessiert, wenn es vor ihrer eigenen Haustür passiert." Dass die Botschaft hinter dem Gemälde nicht jedem gefällt, erwies sich schon wenige Tage nach der Fertigstellung. Damals bespritzten Unbekannte das Bild mit weißer Farbe.
Dieses Mal wollen die beiden Künstler die Zeichen der Zerstörung nicht sofort beseitigen. "Die Leute sollen es erstmal sehen und ertragen, dass auch das Teil unserer Demokratie ist", erklärte Sen. Auch ob sie das Bild überhaupt erneuern werden, stehe noch nicht fest. Denn ihnen fehlen die Mittel. Becker und Sen wollen deshalb zunächst mit der Stadt Frankfurt sprechen, der die Hafenmauer gehört. Laut Hessenschau sammelt aber auch der Verein "Fabian Salars Erbe e.V. - für Toleranz und Zivilcourage" bereits Spenden für die Reparatur.
Quelle: ntv.de, jug