Rechtsextremes Polizei-Netzwerk? Unerlaubt Daten von Comedian abgerufen
14.07.2020, 09:35 Uhr
Idil Baydar engagiert sich intensiv gegen Rassismus.
(Foto: imago/Horst Galuschka)
Die Komikerin Idil Baydar wird Opfer von rechtsextremistischen Drohschreiben. Die Schreiben sollen öffentlich nicht bekannte Informationen enthalten, die von einem Polizeirechner abgerufen worden sein sollen. Damit nährt sich der Verdacht eines rechtsextremen Netzwerks innerhalb der hessischen Polizei.
In einem weiteren Fall von rechtsextremen Bedrohungen soll es laut einem Zeitungsbericht erneut eine unberechtigte Datenabfrage von einem Rechner der hessischen Polizei gegeben haben. Die "Frankfurter Rundschau" (FR) berichtet unter Berufung auf einen internen Polizeivermerk, von dem Computer seien persönliche Daten von Idil Baydar, die als Comedian und Kabarettistin auftritt, abgerufen worden. Die Polizei gehe auch dieser Datenabfrage nach.
Baydar wird dem Blatt zufolge seit Monaten von Rechtsextremisten mit Schmäh- und Drohschreiben überzogen. Sie ist die dritte Prominente, bei der es laut Medienberichten unberechtigte Datenabfragen bei der hessischen Polizei gegeben haben soll. Zuvor war über Abfragen persönlicher Daten der Frankfurter Rechtsanwältin Seda Basay-Yildiz und der hessischen Linken-Fraktionsvorsitzenden Janine Wissler berichtet worden. Auch sie erhielten rechtsextreme Drohschreiben.
Die Schreiben enthielten persönliche, öffentlich nicht bekannte Informationen. Der hessische Innenminister Peter Beuth hatte daraufhin gesagt, dies nähre den Verdacht eines rechtsextremen Netzwerks in der hessischen Polizei, auch wenn ihm dafür keine Belege vorlägen. Beuth hatte in der vergangenen Woche einen Sonderermittler eingesetzt: Der Direktor der Kriminaldirektion im Frankfurter Polizeipräsidium, Hanspeter Mener, übernahm federführend die Ermittlungen.
Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft in Frankfurt am Main, Nadja Niesen, sagte der FR, es gebe "weitere Geschädigte" in dem gegen Unbekannt geführten Ermittlungsverfahren. Etwaige Namen würden aber "weder genannt noch bestätigt". Die jeweiligen Drohmails wiesen "Ähnlichkeiten in Aufbau und Wortlaut auf".
In ihrem Bühnenprogramm thematisiert Baydar oft soziale Missstände und Integration. Dabei schlüpft sie in die Rolle der prolligen Türkin Jilet Ayse oder der Berliner Hausfrau Gerda Grischke. Baydar engagiert sich intensiv gegen Rassismus, sie hielt im November anlässlich des rassistischen Brandanschlags von Mölln aus dem Jahr 1992 eine Rede. Daraufhin erhielt sie Morddrohungen und stand unter Polizeischutz.
Quelle: ntv.de, mba/AFP