Mit Urlaubsfoto von der Krim Russischer Tourist verrät Flugabwehrstellung
24.08.2022, 09:37 Uhr (aktualisiert)
Mehrere Explosionen erschütterten in den vergangenen Wochen die Krim.
(Foto: dpa)
Explosionen auf der Krim machen die russischen Besatzer zunehmend nervös. Obwohl die Ukraine bislang die Verantwortung für die Angriffe leugnet, dankt das Verteidigungsministerium einem russischen Urlauber, der Fotos mit einem Flugabwehrsystem gepostet hat.
Ein russischer Tourist hat möglicherweise versehentlich die Position einer russischen Flugabwehrstellung auf der Krim verraten. Jedenfalls bedankt sich das ukrainische Verteidigungsministerium spöttisch bei dem Urlauber, der sonnengebräunt am Strand vor schwerem Militärgerät posiert. "Vielleicht gehen wir zu hart mit russischen Touristen um … Manchmal können sie wirklich hilfreich sein. Wie dieser Mann, der Fotos von russischen Luftverteidigungsstellungen in der Nähe von Jewpatorija auf der besetzten Krim macht. Vielen Dank und weiter so!", schrieb das Ministerium auf Twitter. Dazu veröffentlichte es ein Foto, das einen Mann in Badehose vor einem russischen Flugabwehrsystem vom Typ S-400 zeigt. In den vergangenen Tagen ereigneten sich um Jewpatorija mehrere Explosionen.
Über das Foto berichtete auch der tschechische Journalist Mark Krutov. Für das russische Portal svoboda.org vollzog er nach, wie Twitternutzer die genaue Position des Geschützes über Landschaftsmerkmale, Markierungen des Urlaubers in anderen Fotos und Satelliten-Bilder rekonstruiert hatten. Und es sei nicht schwer gewesen, die Position zu ermitteln, da weitere Fotos "recht einfach zu finden waren und die Luftabwehrsysteme überhaupt nicht versteckt und nicht weit vom Strand aufgestellt sind", schrieb Krutov in dem Beitrag.
Kein Einzelfall: Verwaltung von Sewastopol warnt
Bei dem explosiven Urlaubspost handelt es sich offenbar nicht um einen Einzelfall. Krutov zufolge haben die russischen Behörden ihre Landsleute nun auf die Gefahr aufmerksam gemacht. In seinem Telegram-Kanal teilte der Verwaltungschef der Stadt Sewastopol, Michail Raswoschajew, am Sonntagabend mit, dass die Luftabwehr "ein weiteres Objekt" auf dem Weg zum Militärflughafen Belbek abgewehrt habe. Er fügte hinzu: "Und ich erinnere Sie daran: Machen Sie weniger Fotos und laden Sie keine Videos von unseren Luftabwehrsystemen hoch. Und wenn Sie es machen, dann wenigstens ohne Bezug auf den Standort."
Erst am Samstag hatte es in Sewastopol eine Explosion gegeben, nachdem russischen Angaben zufolge eine Drohne am Stab der Schwarzmeerflotte von der Luftabwehr abgeschossen worden sein soll. Auf der völkerrechtlich zur Ukraine gehörenden Krim kam es zuletzt immer wieder zu teils schweren Explosionen, darunter auf einem Munitionslager. Die Ukraine hatte das mit Genugtuung aufgenommen, allerdings nicht die Verantwortung für die Detonationen übernommen.
(Dieser Artikel wurde am Montag, 22. August 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, mau/jpe