"Wie beim Getreide-Abkommen" Erdogan will bei AKW Saporischschja vermitteln
05.09.2022, 13:13 Uhr (aktualisiert)
Die Türkei und Russland möchten wirtschaftlich enger zusammenarbeiten.
(Foto: REUTERS)
Bei den Verhandlungen um die Blockade der ukrainischen Seehäfen nutzt der türkische Staatschef seinen Draht zu Putin. Nun bietet Erdogan eine ähnliche Rolle beim umkämpften Atomkraftwerk an. Schon bald sind die beiden Autokraten verabredet.
Angesichts des anhaltenden Beschusses rund um das ukrainische Atomkraftwerk (AKW) Saporischschja hat der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan dem russischen Präsidenten Wladimir Putin seine Vermittlung angeboten. Wie das Präsidialamt in Ankara mitteilte, hob Erdogan hervor, dass die Türkei in dem Konflikt "eine Vermittlerrolle" einnehmen könne, "wie sie es bereits beim Abkommen über das Getreide getan" habe.
Unter Vermittlung der Türkei und der UNO hatten Russland und die Ukraine im Juli separate Abkommen zur Wiederaufnahme der ukrainischen Getreidelieferungen unterzeichnet. Zuvor waren die Lieferungen aufgrund des russischen Angriffskriegs monatelang blockiert.
Das seit März von Russland besetzte AKW Saporischschja sowie dessen Umgebung waren in den vergangenen Wochen immer wieder beschossen worden. Die Ukraine und Russland machen sich gegenseitig für die Angriffe verantwortlich. Bei einem Treffen mit dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj im ukrainischen Lwiw hatte Erdogan im vergangenen Monat vor einer Atomkatastrophe wie 1986 in Tschernobyl gewarnt.
IAEA-Experten bleiben vor Ort
Am Donnerstag war am AKW Saporischschja nach Granatenbeschuss der Reaktorblock Nummer 5 abgeschaltet worden. Kurz danach traf ein Expertenteam der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) im größten Atomkraftwerk Europas ein. Das 14-köpfige Team soll die Sicherheit der Anlage überprüfen. IAEA-Chef Rafael Grossi und einige andere Mitglieder des Teams reisten zwar bereits am Donnerstag wieder ab, sechs der internationalen Inspektoren blieben nach russischen Angaben jedoch in der Anlage. Zwei IAEA-Experten sollen demnach dauerhaft in dem AKW bleiben.
Moskau bewertete die IAEA-Mission in Saporischschja als "sehr positiv". Vom ukrainischen Präsidenten Selenskyj kam hingegen deutliche Kritik an der IAEA. Er warf ihr vor, nicht deutlich die "Entmilitarisierung" des Nuklearstandorts gefordert zu haben. Nach ukrainischen Angaben hatte die russische Armee kurz vor der Ankunft der IAEA-Mission ihre gesamte militärische Ausrüstung vom Kraftwerksgelände abgezogen.
Erdogan und Putin hatten nach Angaben des türkischen Präsidialamts im August bei einem Treffen im russischen Sotschi ein erneutes Treffen Mitte September am Rande des Gipfels der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit in Samarkand vereinbart. Bei dem Treffen in Sotschi hatten die beiden Staatschefs vereinbart, die wirtschaftliche Zusammenarbeit ihrer beiden Länder auszubauen.
(Dieser Artikel wurde am Samstag, 03. September 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, chl/AFP